Interview mit ÄRA KRÂ

27.06.2011
 

 





Wann und wie kam Euch, die Idee ÄRA KRÂ zu gründen?

Die Idee kam uns im Sommer 2010. Wir hatten mit unserer alten Band schon genügend Material für eine Albumaufnahme zusammen, doch bevor es dazu kam, lösten wir uns auf. Ein bisschen frustriert, leicht alkoholisiert und voller Tatendrang haben zwei von uns dann eines Abends beschlossen, das neue Material auf jeden Fall aufzunehmen und zu veröffentlichen. Ab September wurde dies unter dem Namen ÄRA KRÂ in neuer Besetzung und komplett in Eigenregie umgesetzt. Relativ zügig wurde daraufhin das Artwork ausgearbeitet, während die Aufnahmen Ende Dezember abgeschlossen wurden. Im Januar war das Master gemacht und alles zusammen konnte direkt ab ins Presswerk.

Ist das Ganze eher als Nebenprojekt gedacht oder als eine „aktive“ Band im eigentlichen Sinne?

Wir verstehen uns definitiv als aktive Band und nicht nur als Nebenprojekt. Allgemein wollen wir aber unser musikalisches Schaffen nicht in Haupt- oder Nebenprojekte einordnen, da das immer den Anschein erweckt, als gebe man dem einen mehr Bedeutung als dem anderen – was bei uns nicht der Fall ist.

Als ich Euch zum ersten Mal hörte, erinnerte mich das Ganze zum einen sehr stark an den METALCORE, wie er Ende der 90er von deutschen Bands wie ACLYS, SABETH etc. gespielt wurde, nur wesentlich moderner. Andererseits kratzen Eure Songs aber auch an Postrock wie LONG DISTANCE CALLING.
Woher stammen Eure Einflüsse und Inspirationen?


Wir müssen zugeben, dass wir im METALCORE eigentlich weniger beheimatet sind und ich persönlich kenne auch keine der von dir genannten Bands – bis auf einen Song von LDC, auf den ich nur aufmerksam geworden bin, da der Sänger von KATATONIA seinen Gesang beigesteuert hat. Wir könnten als Grundeinfluss vielleicht eher ein paar Schweden-Death Bands nennen, das „corige“ kommt aber wohl vor allem durch unseren Gesang. KATATONIA ist übrigens ein gutes Stichwort, da uns vor allem die letzten beiden Alben stark beeinflusst haben. Wir fühlen uns also eher im Doom, Black und Death Metal zuhause, zu dem sich einfach noch eine kleine moderne Postrock/Hardcore Note gesellt hat.

Für ein Debut zeugt „Ferne Tage“ schon von einer gewissen Reife, was das spielerische Können und ganz besonders das breite und sehr ausgeglichene Songwriting angeht.
Wie war der Entstehungsprozess von „Ferne Tage“?


Danke erst einmal für das Kompliment! Die Musik auf „Ferne Tage“ wurde aufgrund des nicht vorhandenen Live-Lineups hauptsächlich von Zweien von uns komplett zuhause geschrieben. Wir haben uns oft zusammen getroffen, um am Rechner die Songs durchzusprechen, ansonsten wurden Tabs und Vorproduktionen hin und her geschickt und Ideen ausgetauscht bis jeder von uns zufrieden war. Das Ganze hat ungefähr von Februar 2010 bis Juni / Juli 2010 gedauert. Aufgenommen wurden die Songs bei jedem von uns zuhause in entspannter Atmosphäre und ohne Druck. Ich glaube, im Dezember hatten wir alles im Kasten und nach ein bisschen Editieren hier und da haben wir das Ganze auch im Alleingang gemixt und gemastert. Bis auf ein kleines aber feines Gastsolo von Fabian Schwarz (THE NEW BLACK) in „Eos & Eis“ konnten wir also alles nach unseren Nasen machen und uns so lange Zeit für das Album lassen, bis wir voll und ganz zufrieden waren – und das sind wir nun auch.

Wenn man in Euer Booklet oder auf Eure Web-Präsenzen schaut, stellt man fest, dass man nichts über Eure Personen herausfindet. Natürlich wird mittlerweile im Netz oder in Magazinen schon wild über Eure Identitäten spekuliert.
Seid der ihr Meinung, dass Eure Identität irgendeinen Einfluss auf die Wahrnehmung von ÄRA KRÂ nehmen würde oder warum agiert ihr anonym?


Im heutigen Myspace- bzw. mittlerweile Facebook-Zeitalter ist es nun mal so, dass der Hörer zuerst „sieht“ bevor er „hört“. Man wird von überall mit wilden Designs und auf Hochglanz polierten Promofotos zugebombt. Es wird einem also sofort ein Image des Künstlers aufgedrängt oder sogar eine fertige Schublade gezimmert, in der man die Musik sofort einordnen darf. Oftmals kann der Künstler daran auch gar nichts ändern, da es sich von Label oder Vertrieb sonst nicht vermarkten ließe. Es ist nicht so, dass wir uns auf Teufel komm raus an „alte Werte“ rückbesinnen oder irgendwem einen Denkzettel verpassen wollen. Aber wir finden es weitaus interessanter, dem Ganzen einfach mal etwas entgegen zu wirken und es dem Interessenten nicht ganz so leicht zu machen, damit er sich mal wieder mehr mit der eigentlichen Materie beschäftigt: mit der Musik an sich. Daher denken wir, dass es definitiv Einfluss auf die Wahrnehmung von ÄRA KRÂ nehmen würde, wenn wir unsere Identitäten, Herkunft und andere Informationen herausposaunen würden. Außerdem ist es interessant zu sehen, welche Reaktionen und Spekulationen sich daraus ergeben – manche davon schlagen ja schon den richtigen Weg ein.

Euer Debut wurde von Euch in Eigenregie veröffentlicht und gleichzeitig über Eure Bandpage zum Download angeboten.
Wie ist die bisherige Resonanz auf diese Herangehensweise, und ist das ein Weg den ihr anderen Bands empfehlen könnt?


Wir bieten die CD als „Pay-What-You-Want“ Download ab 0,- Euro an, da wir ganz einfach der Meinung sind, dass der Hörer selbst entscheiden soll, was er für Musik bezahlen will. Nicht selten erhalten wir aber auch eine Spende, die auch mal am Preis der physischen CD kratzt – die es ja inkl. Booklet mit allen Texten auf unserer Seite für 7,- Euro zu kaufen gibt. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit den Reaktionen, was sich auch in den bisherigen CD-Verkäufen widerspiegelt. Anderen, vor allem jungen Bands, können wir eigentlich nur empfehlen immer noch den altbekannten Weg zu gehen: Songs schreiben, proben, Demo aufnehmen, Kontakte knüpfen, Erfahrungen sammeln und sich den Arsch abspielen. Macht auf euch aufmerksam, aber bitte nicht um jeden Preis. Last but not least: Habt Spaß an dem, was ihr macht!



Da ihr natürlich sehr viel Energie, Zeit und Kosten in ÄRA KRÂ gesteckt habt, muss es doch für eine Band wie Euch von Interesse sein, auch live aktiv zu werden. Zumal die Resonanz seitens der Presse durchweg positiv ausfällt und Livespielen doch eigentlich das größte Anliegen eines Musikers sein sollte.
Plant ihr bereits an einem Live-Set oder ist dies erstmal kein Thema für Euch?


Zurzeit leider nicht, da wir alle gerade an einem Wendepunkt in unseren Leben stehen und drauf und dran sind, unseren derzeitigen Wohnort zwecks Studium oder Arbeit zu verlassen. Dennoch wollen wir es über kurz oder lang trotzdem versuchen, ÄRA KRÂ auf die Bretter zu bringen – in welcher Besetzung, ob wir sogar längerfristig die Bühnen dieser Welt beackern oder nur für ein paar Konzerte, steht komplett in den Sternen.

Kommen wir nun zum Schluss und natürlich zu der Frage, wie die Zukunft von ÄRA KRÂ aussieht?

Wir werden uns in den kommenden Wochen bzw. Monaten noch ordentlich um die Promo für unser Album kümmern, sitzen aber momentan auch schon an neuem Material. Auch hinsichtlich eines Live-Lineups werden wir uns in Zukunft wohl vermehrt Gedanken machen. 2011 soll aber vorerst noch im Zeichen von „Ferne Tage“ stehen. 2012 kann man aber durchaus mit etwas Neuem von uns rechnen.