Plattenkritik

Touché Amoré - ... To The Beat Of A Dead Horse

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Info

Release Date: 01.06.2009
Datum Review: 19.01.2010

Touché Amoré - ... To The Beat Of A Dead Horse

 

 

Alte Bekannte, Angst und Hektik – Auf „To The Beat Of A Dead Horse“, dem Album der bislang eher unscheinbar wirkenden TOUCHÈ AMORÈ, wird innerhalb von 18 Minuten die innerliche Apokalypse beschworen.

Klare Worte gibt es dabei gleich zu Anfang: I’ll go to Morrissey to answer my questions, ‘cause Ian Curtis has left me hanging.. Puh, das will erst mal verdaut werden. Aber bleibt dafür eigentlich Zeit? Nein. TOUCHÈ AMORÈ handeln auf “.. To The Beat Of A Dead Horse” verdammt schnell. 18 Minuten dauert es und man ist komplett geflasht von diesem Hörvergnügen. Wobei.. ist „geflasht“ das richtige Wort? Und ist dieses Album überhaupt ein Vergnügen im eigentlichen Sinne?

TOUCHÈ AMORÈ spielen mit dem Ich, nicht mit genauen Problemen. Vielmehr mit Depression, dem Teufel und der Selbstzerstörung. Dabei schimmert immer wieder die thematische Misanthropie hindurch und das düstere Element, mit welchem die Band zugegen ist. Musikalisch verlässt man sich auf zwei Flagschiffe, die selten untergehen. Dabei ist die düstere Variante des Modern Hardcore gefragt, die gekonnt gemischt wird mit technisch einwandfreiem Screamo. Man geht eben auf Nummer sicher, was sicherlich die richtige Entscheidung war. Denn bei aller Sicherheit wagt man eine gewisse Hektik in die Songs einzubauen, die dieses Werk erst zu dem werden lässt, was es ist: Eine der verstörendsten Platten 2009. Die Drums bewegen sich dabei hektisch, völlig außer Rand und Band zu den Gitarrensalven und der, für eine solche Platte, perfekten Produktion. Textlich bewegen sich TOUCHÈ AMORÈ nie auf dem schmalen Weg der Klischeekiste, vielmehr spürt man deutliche Frustration, die schon eher Depression ist und ein deutliches Angstgefühl verbreitet. Das Sahnehäubchen dieses Brockens stellen dabei zwei Kollaborationen dar, die beim großartigen „History Reshits Itself“ von Geoff Rickly (THURSDAY, UNITED NATIONS) bestritten wird und beim mehr als genialen „Always Running, Never Looking Back“ von einem alten Bekannten namens Jeff Eaton (MODERN LIFE IS WAR). Sicherlich: Auf letztgenannte Kollabo wird der „Durchschnittshörer“ weitaus mehr gewartet haben, jedoch ist gerade das Ende von „History Reshits Itself“ eine wahre Offenbarung. Desweiteren erinnert der Song anfänglich gar an THURSDAYsche Melodiebögen und entwickelt sich zum interessantesten Song auf diesem Album. Das Highlight, der Übersong, der „Hit“ kommt allerdings gleich zu Anfang. „Honest Sleep“ ist ein Song der seinesgleichen sucht. Selten haben die Zeilen eines Songs so gesessen, selten wollte man den Song ununterbrochen wieder hören und sich in (Selbst-)Mitleid suhlen.

Im Endeffekt ist „… To The Beat Of A Dead Horse“ ein harter Brocken, der dank perfekter, musikalischer Untermalung einwandfrei im Ohr Platz nimmt und es sich gemütlich macht. Wahrlich eine spannende und interessante Band.


Tracklist:

1. And Now Its Happening in Mine
2. Honest Sleep
3. Cadence
4. Throwing Copper
5. Swimming With Sharks
6. History Reshits Itself (Feat. Geoff Rickly)
7. Suckerfish
8. Broken Records
9. Nine
10. Always Running, Never Looking Back (Feat. Jeff Eaton)
11. Adieux

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Raphael

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