“Lange Zeit befanden wir uns ein wenig im Hintergrund, mit Century Media im Rücken können wir uns der Welt stellen“
„Faszination“! Wie dieses Wort musikalisch ausgemalt und beschrieben werden kann beweisen DEVL SOLD HIS SOUL. Aber „Blessed & Cursed“ (das erste Album „A Fragile Hope“ erschien 2007) in Worte zu hüllen und eine Rezension zu verfassen, die auch nur annähernd die Intensität, Emotionalität und Kraft erahnen lässt, die bei jedem Durchlauf das Innerste nach außen kehrt, ist ein schier aussichtsloses Unterfangen. Der progressive Ansatz der Engländer lässt sich nicht auf einen Stil oder eine Richtung limitieren, müsste mit der Pistole im Rücken eine Aufschrift für die Schublade gefunden werden, dann Post Prog Ambient Hardcore.
Allen voran steht eine zerbrechliche Stimme, die neben träumerischer Leichtigkeit eine großen Schuss Rotzigkeit, eine Zutat Gosse also, bereithält, die etwas entfernt von amerikanischen Vorbildern „Blessed & Cursed“ nicht zu sehr in den Schoß der mit dem Strich gestreichelten Katze führt. Und genau den Charakter einer Katze hat dieses Album eingenommen, verschmust und zart auf der einen, unberechenbar und k(r)atzbürstig auf der anderen Seite. DEVIL SOLD HIS SOUL tragen eine tieftraurige Düsternis in ihren Songs, schmeißen dem Hörer aber immer wieder Brocken von Licht zu, so dass Hoffnung an allen Ecken und Kanten dieses Albums schimmert.
„Blessed & Cursed“ steht an machen Stellen ganz am Rand der Klippe, kurz vor dem letzten Schritt ziehen die Engländer zurück und schlagen dem Garaus mit einer Brachialität und Wucht ins Gesicht, dass dieser sich vor Schreck in die Hose pinkelt. Gerade diese Ausbrüche sind es, die den Hörer die zunächst gereichte Decke und das zunächst vermittelte Gefühl, Boden unter den Füßen zu haben, wieder wegziehen und ihn in den Schacht der musikalisch kanalisierten Unsicherheit werfen. Das Sextett baut dezent Samples in ihren Sound, um neben der Decke auch ein Kissen zu reichen, oder um noch mehr Angst zu schüren.
Wer auch immer sich von DEVIL SOLD HIS SOUL verzaubern lassen möchte, muss aufpassen, nicht mit zu viel seelischen Ballast beladen zu sein. Denn „Blessed & Cursed” deckt schonungslos auf und portioniert sehr homogen die individuellen Ängste jedes Individuums, dass sich der bedingungslos ehrlichen Musik hingibt. Diese Portionen sichtbar zu machen, ist mehr als nur das Können von Komponieren. Es verleiht dem Grund Dauer, warum wir unsere Musik so bedingungslos lieben!
Tracklist:
1. Tides (3:40)
2. Drowning/Sinking (7:46)
3. Callous Heart (6:21)
4. An Ocean of Lights (5:48)
5. Frozen (7:50)
6. The Disappointment (6:48)
7. Crane Lake (6:53)
8. A Foreboding Sky (8:38)
9. The Weight of Faith (4:14)
10. Truth Has Come (6:05)