Mit "Uncrown" holen die Schweden AGES nach ihrem 2015er Debüt "The Malefic Miasma" nun zum zweiten Schlag aus. Geboten wird erneut melodischer Black Metal, der sich überwiegend im majestätischen Midtempo bewegt und schon beim Opener "Burn Them" mit filigraner Lead-Gitarrenarbeit glänzt. Auch im weiteren Verlauf der Scheibe tendiert man eher zu düster melodischer Epik denn zu klirrend kalter Raserei; die schwedische Herkunft der Band ist jedenfalls kaum zu überhören und man weckt ein ums andere Mal Erinnerungen an Bands wie NAGLFAR, die gediegeneren Momente von NECROPHOBIC und natürlich die nach wie vor ungeschlagenen DISSECTION.
Melancholisch verträumte Melodien, wie sie besonders bei "Undivine" in den Vordergrund treten, lassen den Blick aber auch hin und wieder sehnsüchtig gen Finnland schweifen und dezent eingestreute orchestrale Parts (z. B. bei "Hollow Tomb") gemahnen teils an die frühen Tage gewisser norwegischer Shooting Stars. Insgesamt kann man eigentlich kaum etwas Schlechtes über "Uncrown" sagen. AGES haben einen ausgeprägten Hang zu Melodie und Epik, den sie technisch auch einfandfrei umzusetzen wissen. Punkten können die Schweden dabei vor allem mit der tollen Gitarrenarbeit, zu keiner Zeit kommen sie aber übertrieben dudelig rüber und auch die Keyboards werden stets moderat und nie zu pompös eingesetzt.
Trotz durchgängig starken Songmaterials schaffen es AGES aber leider auch nicht wirklich, besonders starke Akzente zu setzen. Das stete Verharren im schwedischen Marschtempo kann auf Albumlänge ein wenig zu Durchhängern führen und ein bis zwei schnellere Nummern zur Auflockerung hätten sicherlich nicht geschadet. Auch an die zum schneiden dichte Atmosphäre einiger Vorbilder kann man nicht ganz anküpfen und wirkt vergleichsweise regelrecht zahm.
Unterm Strich ist "Uncrown" also ein handwerklich hervorragendes Album ohne gravierende Fehltritte, das durch sein Augenmerk auf eine möglichst perfekte Umsetzung aber auch ein paar Ecken und Kanten vermissen lässt. Zudem richtet man sich zwar nie zu offensichtlich nach einem bestimmten Vorbild, eine eigene Identität will sich jedoch auch nicht so richtig herauskristallisieren. Für einen zukünftigen Genre-Klassiker fehlt es schlicht noch an echten Highlights, solide Hausmannskost bieten AGES aber allemal.