Waaaaas? AMON AMARTH experimentieren auf ihrem neuen Album mit Djent-Riffs, Technobeats und zuckrigem Klargesang? Whoah, damit war ja echt nicht zu rechnen!
Reingefallen? Niemand? Ach verdammt! Aber Scherz beiseite, auch auf ihrem elften Langeisen "Berserker" klingen AMON AMARTH wenig überraschend und ziemlich selbstverständlich wie AMON AMARTH. Hatte denn auch irgendwer mit etwas anderem gerechnet? Nicht ganz zu unrecht müssen sich die Schweden daher schon seit einigen Alben eine gewisse stilistische Redundanz vorwerfen lassen. Auch die Bezeichnung "RUNNING WILD des Death Metal" kommt nicht ganz von ungefähr, kann man ein neues Album von AMON AMARTH doch ähnlich wie beim Hamburger Urgestein mit einer Checkliste durchgehen.
- Wikinger und nordische Mythologie? Check!
- Markante melodische Leadgitarre? Check!
- Donnergrollend tiefe Vocals von Rülpsgott Johan Hegg? Check!
- Treibender Uptempo-Headbanger zur Eröffnung? Check!
- Diverse Midtempo-Stampfer zum Mitgrölen auf Festivals? Check!
- Getragen epische Nummern voll kriegerischer Heldenromantik? Check!
Natürlich tut man den Schweden unrecht, wenn man sie einfach nur auf eine solche Checkliste reduziert. Es ist ja schließlich nicht so ungewöhnlich, dass eine Band mit einem so markanten und über die Jahre etablierten Stil wie AMON AMARTH es schwer hat, aus diesem auszubrechen und wirklich nochmal für Überraschungen zu sorgen. Im Gegensatz zu Rock 'n' Rolf und so manch anderer Truppe unterschreiten die Nordmänner dabei selten ein gewisses Grundniveau, auf das sich Fans der Band stets blind verlassen können. Zumal allgemein gefeierte Formspitzen wie zuletzt das Konzeptalbum "Jomsviking" ja trotzdem nicht ausbleiben.
Ganz an seinen starken Vorgänger kommt "Berserker" allerdings nicht heran, auch wenn ingesamt keinerlei nennesnwerte Ausfälle zu verzeichnen sind. Mit "Fafner's Gold" gibt es zur Eröffnung starkes Nackenfutter im gehobenen Tempo. "Crack The Sky", "Raven's Flight" und "Shieldwall" werden sich während der kommenden Festivalsaison neben Klassikern wie "The Pursuit Of Vikings" und "Guardians Of Asgaard" pudelwohl fühlen. Und bei "Ironside" und "The Berserker At Stamford Bridge" wird es dann richtig schön heroisch, da freut sich das Wikinger-Herz.
Genannte Songs sollten sich zukünftig in der Setlist von AMON AMARTH problemlos behaupten. Dazwischen gibt es jedoch auch wieder einige Stücke, die einerseits keineswegs schlecht sind, andererseits aber eben auf Dauer im üppigen Backkatalog der Nordmannen untergehen werden. Wirklich gravierende Neuerungen oder fantastische Experimente gibt es wie gesagt nicht; hier und da versucht sich Johan Hegg zwar tatsächlich an einer Art erzählerischem Klargesang, in Zukunft kann er darauf aber auch gerne wieder verzichten. Das Cover zeugt ebenfalls von einem eher streitbaren Geschmack, da hatten die Herren schon schönere Bildchen vorne drauf (, auch wenn ich die ersten sechs Alben wohl bis heute nicht allein am Cover erkennen würde).
Insgesamt ist "Berseker" also wieder ein gutes Album in einer langen Reihe guter Alben, welches trotz einiger bärenstarker Songs aber wohl eher nicht zum Klassiker innerhalb des eigenen Schaffens aufsteigen wird. Fans brauchen über den Kauf natürlich nicht lange nachzudenken.