Plattenkritik

ANNIHILATOR - Ballistic, Sadistic

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Info

Release Date: 24.01.2020
Datum Review: 27.01.2020
Format: CD Digital

Tracklist

 

1. Armed To The Teeth
2. The Attitude
3. Psycho Ward
4. I Am Warfare
5. Out With The Garbage
6. Dressed Up For Evil
7. Riot
8. One Wrong Move
9. Lip Service
10. The End Of The Lie
11. Thats Life

Band Mitglieder

 

Jeff Waters (vocals/guitar)
Rich Hinks (bass)
Aaron Homma (guitar)
Fabio Alessandrini (drums)

ANNIHILATOR - Ballistic, Sadistic

 

 

Warum ANNIHILATOR nie ganz den Status von US-amerikanischen Kollegen wie TESTAMENT oder OVERKILL, geschweige denn der Big 4 erreicht haben, bleibt wohl für immer ein Rätsel. Klar haben sich wie bei vielen lange aktiven Bands auch bei der kanadischen Thrash-Institution über die Jahre ein paar qualitative Schwankungen eingeschlichen, woran das seit jeher instabile Lineup sicher auch nicht ganz unschuldig ist. Insgesamt haben ANNIHILATOR in ihrer über 35-jährigen Karriere aber überraschend wenige faule Eier im Nest und auch die letzten Alben waren sicherlich alles andere als schlecht. Nun schickt sich Jeff Waters allerdings an, mit "Ballistic, Sadistic" noch mal ordentlich einen draufzusetzen.

 

Dieses Unterfangen gelingt ihm auch weitestgehend. Auf Experimente wird verzichtet, dafür spielt der Kanadier seine Stärken voll aus und liefert ab der ersten Minute lupenreinen Thrash Metal, der zwar keinen Innovationspreis gewinnt, mit seinem hohen Energielevel, präzisen Riffs, flotten Soli und treibendem Doublebass-Gallopp aber einfach Laune macht. An der Gitarre macht Jeff Waters niemand so schnell etwas vor, soviel ist ohnehin klar. Merklich positiv hat sich aber diesmal der Umstand ausgewirkt, dass der Bandchef sich nicht wieder alleine mit dem Drumcomputer im Studio verschanzt hat, sondern seinen Schlagzeuger Fabiano Alessandrini zur Unterstützung beim Komponieren der neuen Stücke hinzugezogen hat. Dadurch klingt "Ballistic, Sadistic" wesentlich dynamischer als die letzten beiden Alben und es ist Waters hoch anzurechnen, dass er nach so langer Alleinherrschaft immer noch in der Lage ist zu erkennen, dass man hin und wieder auch äußere Einflüsse zulassen sollte um den Sound frisch zu halten.

 

Apropos frisch: schon beim Opener "Armed To The Teeth" wird klar, dass "Ballistic, Sadistic" für ANNIHILATOR-Verhältnisse ungewöhnlich aggressiv und rotzig geworden ist. Bei einigen Nummern klingt Jeff Waters, der den Sängerposten nun auch schon seit ein paar Alben fest belegt und sich hier deutlich verbessert hat, extra angepisst. Entsprechend verprüht ein Stück wie "Psycho Ward" eine regelrecht punkige Attitüde, während "I Am Warfare" ungewohnt brutal losbrettert. Bei "Out With The Garbage", "Dressed Up For Evil" und "Riot" wird das Gaspedal ebenfalls ordentlich durchgedrückt, wobei besonders erstere beiden Songs auch mit starken Soli überzeugen können. Auf der Zielgraden befinden sich mit "Lip Service" und "That's Life" dann zwar noch zwei seichtere und im Vergleich auch etwas schwächere Nummern, das bretternde "The End Of The Lie" verhindert aber, dass dem Album am Ende doch noch die Puste ausgeht.

 

Zugegeben, ein Genre-Klassiker ist "Ballistic, Sadistic" zwar nicht geworden, es stellt aber wieder eine klare Steigerung zu den letzten paar ANNIHILATOR-Alben dar und wer auf Album Nummer 17 immer noch so frisch tönt, der hat sich wirklich nichts vorzuwerfen. Besser und versierter als Jeff Waters spielt diesen Stil außerdem aktuell auch niemand, daher: Daumen hoch!

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.