Wenn sich der Sänger einer Poppunk Band die Haare wasserstoffblond färbt, wartet man umso besorgter auf das neue Album. Nicht nur bei Frauen läutet der Farbwechsel oft Veränderungen ein. Ob diese dann positiv oder negativ sind, stellt sich erst nach geraumer Zeit heraus. Nun liegt Patty Walters’ Friseurbesuch schon einige Monate zurück, aber die Veröffentlichung des neuen AS IT IS Albums mit dem schlichten Titel „Okay.“ (man beachte den Punkt!) steht kurz bevor. Am 20. Januar ist es soweit.
Der Nachfolger des Debüts „Never Happy, Ever After“ von 2015 ist schon rein äußerlich anders. Eine fahrradfahrende Dame transportiert eine Bombe, beschriftet mit „okay.“, durch die Vorstadt. Blauer Himmel, leichte Bewölkung und bunte Häuschen runden die vermeintliche Vorstadt-Idylle ab. Die Verbindung zum Albuminhalt ist lose. So retro, wie die zwei bisher veröffentlichten Videos zu „Pretty Little Distance“ und „Okay“ gemacht sind, klingt es jedenfalls nicht.
Mit „Pretty Little Distance“ beginnt die Platte locker leicht. Es ist eines der Lieder, die man mit etwas Abstand umso lieber anhört. Nach dem dritten Mal hören und ein paar Tagen Hörpause wird es immer besser. Das Lied „Okay“ ist, naja, so okay halt. Patty singt davon, dass er nicht denkt, dass er gerade okay ist. Stimmungsmäßig suggeriert das Lied aber durch die Musik eher gute Laune als Krisenstimmung. Weiter geht’s mit ‘nem beschwingten Song an Rachel. Auch dieser hat hohes mitsing-Potential. Mit den soliden Melodien geht es bei „Patchwork Love“ und „Curtains Close“ weiter. In der zweite Hälfte des Albums wird es ein bisschen ernster. Ob Patty da noch seine alte Haarfarbe hatte? „No Way Out“ lässt stellenweise punkige Wurzeln durchschimmern. Der Refrain erinnert an BLINK 182 Songs, bei denen sich Mark und Tom stimmlich wunderbar ergänzten. Düsterer wird es bei „Soap“. Die Strophen bauen einen unheimlichen, dramatischen, bedrohlichen Spannungsbogen auf, der im Refrain kulminiert. Es zeigt Charakter. Es ist eines der Highlights der ganzen Platte. „Austen“ schließt direkt daran an. Vielleicht etwas weniger emotional als „Soap“, besticht es dennoch durch durchdringende Stimmen. Die Ernsthaftigkeit tut AS IT IS gut. „The Coast Is Where Home Is“ ist noch ein letzter Gruß von dieser Seite, bevor „Okay.“ dann ähnlich seicht zu Ende geht, wie es angefangen hat. „Still Remembering“ ist das ruhigste Lied. Der Chorus ist nervig, die Strophe in Ordnung.
Mit „Okay.“ haben AS IT IS einen Nachfolger von „Never Happy, Ever After“ geschaffen, der sich sehen lassen kann. Die Haarfarben-Änderung halt also musikalisch nur wenig Veränderung gebracht. Ob diese aber gut oder schlecht ist, dürfen die Fans dann ab dem 20. Januar selbst entscheiden.