ATOA, die schon seit 2010 unterwegs sind und anfangs noch als A TALE OF AMITY firmierten, haben das Akronym inzwischen zum Bandnamen gemacht und bringen dieser Tage mit "Unter Wölfen" ihr Full-Length-Debüt raus. Laut ihrer Facebook-Präsenz spielen die Düsseldorfer "Hardpop", eine zunächst vielleicht etwas irreführende Bezeichnung, bei der man möglicherweise erstmal an Wegwerfmelodien und schmalzigen Cleangesang denkt. Die Labelinfo schreibt Metal, stimmt aber auch nur im weitesten Sinne (auch wenn das Cover zugegebenermaßen absolut Metal ist).
Im Wesentlichen gibt es auf "Unter Wölfen" modernen (Post-)Hardcore auf die Ohren, der weder ausgesprochen poppig noch sonderlich metallisch daher kommt, dafür aber mit einem leicht punkigen Anstrich zu erfreuen weiß. Dies schlägt sich teilweise auch in den Texten nieder, in denen ATOA öfters mal zur Rebellion aufrufen, aber auch für Zusammenhalt und Toleranz plädieren oder sich mit Themen wie Selbstfindung und Selbstverwirklichung beschäftigen. Allgemein herrscht trotz rauer Töne eine optimistische Grundstimmung, den Blick immer nach vorne gerichtet. Mit "Die Sonne" gibt es sogar einen waschechten Lovesong, also vielleicht doch Hardpop? Den eingangs vermuteten Cleangesang gibts jedenfalls nur bei "Nichts Zu Verlieren" zu hören; hier wird die Band stimmlich von CALLEJON-Gitarrist Kotsche unterstützt, der den Jungs auch bei der Produktion unter die Arme gegriffen hat und dem Song einen Hauch seiner Hauptband verleiht. In beiden Bereichen übrigens sehr gute Arbeit. Bei "One Love, One Heart" gibt sich der großartige David von GWLT rappenderweise die Ehre, ansonsten dominiert das raue Organ von Fronter Torsten.
ATOA lassen besonders dann aufhorchen, wenn sie ihren Sound durch kleine Spielereien auflockern, wie beispielsweise durch die Hintergrundchöre in "Du Lebst Nur Einmal", vereinzelte elektronische Einsprengsel hier oder eine zaghafte Klaviermelodie da. In diesen Momenten erinnern sie ein ganz kleines bisschen an BRING ME THE HORIZON auf den Alben vor "That's The Spirit". Aber auch Nummern wie das punkige "Herzblut", das fetzige "V" oder der Mitgröler "Hetzjagd", die ohne solcherlei Dekorationen auskommen, wissen durch ihr hohes Energielevel zu überzeugen.
Zwar zünden nicht alle Songs direkt auf Anhieb, grade im letzten Drittel haben sich ein paar dezent gleichförmige Stellen eingeschlichen, nach ein paar Durchgängen entwickelt sich der Großteil der Lieder jedoch zu veritablen Ohrwürmern, die besonders auf der Bühne ordentlich für Stimmung sorgen dürften. Stellenweise hätten sich ATOA in Hinblick auf ihre kleinen Soundexperimente ruhig noch etwas weiter aus dem Fenster lehnen dürfen, weshalb hier bestimmt noch Luft nach oben ist, insgesamt ist den Herren mit "Unter Wölfen" aber ein überaus schickes Debüt gelungen.