Was gibt es denn Neues bei den Partycrashern von ATTILA? Schnell fällt zumindest auf, dass sich die Band auf ihrem neuesten Streich "Chaos" weitestgehend weg von Death- bzw. Metalcore und hin zum New Metal bewegt hat. Ausnahmen bilden vereinzelte Breakdowns und das etwas an ESKIMO CALLBOY erinnernde "Let's Get Abducted", ansonsten klingen ATTILA heuer sehr nach Spätneunzigern und Anfang der Nullerjahre. Außerdem gibt es mit dem furchbar unpassend betitelten "Moshpit" noch eine Melange aus Metal und Dubstep, die man von KORN aber schon deutlich besser gehört hat. Insgesamt ist das instrumentale Fundament damit nicht besonders aufregend, jedoch zumindest grundsolide. Hat die musikalische Sozialisation mit Bands wie KORN, LIMP BIZKIT, LINKIN PARK oder auch STATIC-X begonnen, so kann hier durchaus ein kleiner Nostalgiebonus veranschlagt werden.
Die Entwicklung hin zum New Metal bedeutet allerdings auch, dass sich Fronter Chris Fronzak verstärkt an Sprechgesang versucht, was nur sehr bedingt funktioniert. Oft wirkt es, als könne sich der Herr nicht zwischen Raps und Shouts entscheiden; am Ende überzeugt er in beiden Bereichen nicht wirklich und klingt öfters, als würde sich bald eine Erkältung anbahnen.
Die mäßige Leistung am Mikro führt letztlich zum größten und ärgerlichsten Manko der Scheibe, zu den Texten. Offenbar hat sich im Internet irgendwann mal jemand abfällig über die Band geäußert, ATTILA haben diese Erfahrung jedenfalls zum Anlass genommen, direkt ein Konzeptalbum darüber zu schreiben. Folgerichtig dreht sich der Großteil der Lyrics dann auch darum wie geil man selbst ist, wie verlogen und falsch alle anderen sind, wie hart man für den Erfolg arbeiten musste und überhaupt geht es um ATTILA, ATTILA und nochmals ATTILA. Was man anfangs noch mit einem Schmunzeln abtun kann, wird mit zunehmender Spieldauer extrem nervig und lädt teilweise regelrecht zum Fremdschämen ein. Ab der Hälfte des Albums hat sich auf lyrischer Seite jedenfalls Durchzug eingestellt, zu sagen haben ATTILA ohnehin nichts. So rebellisch sich die Band auch gibt, so plakativ, aufgesetzt und glattegebügelt, ja nahezu konservativ wirkt das Ergebnis. Klar kann man das ganze Rumgeprolle mit einem gewissen selbstironischen Unterton betrachten, besser wird es dadurch aber nicht.
Trotz guter Ansätze auf instrumentaler Ebene bietet "Chaos" hauptsächlich Mucke für reiche weiße College Kids, die mal so richtig hart und wild sein wollen. Wäre der Herr Fronzak mal lieber bei Shouts und Screams geblieben, dann hätte man diese lyrische Bauchlandung mangels Verständlichkeit vielleicht etwas besser verkraften können.