Bordsteinkantengeschichten mal angepisster: „The garish shinning structures telling so many desolate tales. Every brick, every single stone conceals the indeed truth.” Guter Hardcore ist immer auch die Auseinandersetzung mit seiner eigenen desolaten Umwelt. Weglaufen, anschreien, brüllen, zertrümmern und weg. Am Ende des Tages landet man doch wieder bei sich selbst. Dort sind AYS jetzt endgültig angekommen. Treibender, lebensdreckiger, fuchsteufelswilder, niederschmetternder denn je.
Die Bushaltestellen, zigarettenmuffige Kioske, der Geruch, der einem den Atem verschlägt, wenn man sich doch wieder in seinen eigenen vier Wänden wiederfindet. Und Sosundso hat seinen ersten 360-Flip gestanden und irgendwelche Mädels haben applaudiert. Hier komme ich her, hier gehöre ich nicht hin, hier will ich weg. Und Kevin und Heinz öffnen immer noch Bierflaschen mit den Zähnen und leben ihr moribundes Leben mit dem Taschentuch auf dem Bauch. Heute nach der Schule bisschen abhängen im Proberaum. Später: Scheiß Maler-Anstreicher-oder-irgendwas-mit-BWL-oder-Pädagogik-oder-Medien-Vorhölle. A generation on the run. Und dann wird man älter und es ändert sich: nichts. Oder wie dereinst ANOTHER BREATH das Credo dieses Sounds treffend formulierten: „I know now what we're running from. I know why we scream. Feeling fate, growing up, getting old. As if by running we won't have to get on with our lives. Lives that we don't want.“ Luxusstress einer Generation, der es eigentlich gut gehen könnte? Dafür klingen AYS zu wenig aufgesetzt. Irgendwas muss also dran sein. Wir horchen mal nach, was das sein könnte:
AYS also. Gedämpfte Schreie aus dem Off. Eine verschleppte Doublebass. Junge Erwachsene am Rande des Nervenzusammenbruchs. Mehr Frustration, mehr Überdruss, mehr Druck ablassen müssen.
Wir entdecken alte Hassbekannte (u.a. 'Nemesis' und 'Snowblind'), die hier ein stückweit mächtiger und – wenn das sein kann – angepisster klingen. Das Rasierklingen-Blues-Ding. AYS klingen auf "Eroded By The Breeze" tatsächlich noch wütender allerdings auch stimmiger als je zuvor. Die Provinz in uns allen, um die es hier oftmals geht, schlägt sich glücklicherweise nicht musikalisch nieder. AYS können sich auch im internationalen Vergleich (eines ihrer Lieblingsthemen: der Support der Lokalen) hören lassen. Der tägliche Dreck, die gähnende Leere. Aus dem ganzen Rotz, dem Lebensscheiß, den offenen Wunden strahlt immer wieder eine kleine Melodie, der Groove drückt schön im Magen, dort wo eigentlich seit Jahren das Gefühl beständigen Unwohlseins wohnt. Mal beinahe euphorisch mitreißend mit guten Variationen im Gitarrenspiel ('Daydreamer'), dann wieder bedrohlich schleppend mit folternden Drums ('Secret Pleasures'). Oder halt alles zusammen ('Snowblind'). Immer das richtige Gespür für den adäquaten suizidalen Groove im Gepäck. Und immer wieder dieser spezifische Dampframmensound. Spätestens hiermit sollten sich AYS auf dem Feld des gekonnt am Punk geschulten Schwarzseher-Hardcores endgültig etablieren. Braucht es hier noch Referenzen? (Späte) GO IT ALONE, der Rotz von ANOTHER BREATH, die Verlorenheit von BLACKLISTED. Escape this shitty town… Bloß weg von hier.
Tracklist:
01: Eroded By The Breeze
02: Curbstone Tales
03: Eternal Sleep
04: Secret Pleasures
05: Nemesis
06: Landmarks (Skit)
07: Pounding Channels
08: Sister Of The Abyss
09: Symphony Of Life
10: The Nine Circles
11: Fruitless Crop
12: Daydreamer
13: Snowblind