Wenn Punkrocker berufliche Karriere machen, dann darf jene von Fat Mike als Blaupause gelten. Kaum jemand, der sich so viel Credibility und Prinzipientreue auf die Fahne schreiben kann, wie der Beinahe-Makler und Punkrockpapst aus Kalifornien. Das Beste an "A Fat Wreck"? Ein Highlight der spielfilmlangen Dokumentation ueber die Entstehung und Bedeutung des 1990 von Fat Mike gegruendeten Labels "Fat Wreck Chords" sind vielleicht die liebevollen Handpuppen, die Geschichte und Zitate wunderbar abgleichen. Ebenso womoeglich die Tonnen von Hits, deren fast magische Konzentration einem erst (oder besser wieder) beim Durchblaettern des Labelkatalogs bewusst wird. Einen weiteren Pluspunkt im Film von Regisseur Shaun Colon ist die Echtheit und die aus dem Leben gegriffenen Szenen und Situationen, die aus Joey Cape oder Erin Burkett mehr Mensch machen, als es dem Schreiber dieser Zeilen beim Erwerb von "Hoss" vor gut zwanzig Jahren bewusst war.
"A Fat Wreck" ist Geschichte zum Miterleben vor dem Bildschirm. Die Doku ist aufgeteilt in Interviews inklusive Archivaufnahmen, Liveeinspieler, Definitionen der Albumhighlights und die besagten "Animationen" aus 8-Bit-Schnipseln (!!) und den genialen Handpuppen, die artgerecht feiern, fachsimpeln und mitfiebern. Natuerlich uebernimmt Fat Mike die Hauptrolle in der Entstehungsstory "seines" Babys, weitere Beitraege gibt es von Erin Burkett (Ex-Frau von Fat Mike), den LAGWAGON-Mitgliedern, PROPAGANDHI, GOOD RIDDANCE' Russ Rankin, STRUNG OUT, HI-STANDARD sowie WIZO's Axel Kurth. Neben interessanten Anekdoten und Fakten steht die Mitentwicklung eines ganzen Genres im Vordergrund. Wie, mit welchen Mitteln und Idealen, wofuer und mit welchem Ziel es Fat Wreck Chords seit mittlerweile 25 Jahren erfolgreich (ge)schafft (hat), sich zu etablieren. Wie macht man eigentlich so ein Label? Fat Mike (hier noch vor seiner Detox-Era) und Co lassen ins Detail blicken. "A Fat Wreck" ist unterhaltsam und auf sehr persoenlicher Ebene produziert und punktet mit der spuerbaren Liebe des Regisseurs zum Hintergrund. Wer Melodycore, Skatepunk und Co mit Loeffeln frisst oder seiner Zeit gefressen hat, sollte sich bis zu 12 Stunden nach Abspann des Films nichts vornehmen. "A Fat Wreck" gibt mehr als schalen Anlass, die Hoehepunkte der womoeglich bereits angestaubten Discographie zusammen mit einer Kisten Bier und den besten Kumpels nach Schmankerln durchzusieben. Oder wie DRAG THE RIVERs Jon Snodgrass meint: "Fat Wreck ist das einzige Label, was mir jemals Geld gezahlt hat. Und das ist verdammt cool."
"A Fat Wreck" wird aktuell weltweit auf ausgewaehlten Screenings gezeigt. Im Herbst soll der Film auch als Video-on-Demand erscheinen.