Welche Metalcore-Bands werden aktuell abgefeiert? Sind es Bands, die mit zündenden Ideen oder bahnbrechenden Neuerungen den prophezeiten Untergang des viel verschmähten (aber immer noch boomenden) Genres aufhalten wollen? Nein, es sind Bands, die sich wohlbekannter Zutaten bedienen und diese schmackhaft aufbereiten. Oder haben PARKWAY DRIVE und THE GHOST INSIDE ein Fünkchen Originalitäts-Anspruch in der Setlist?
Auch A TRAITOR LIKE JUDAS stranden mit "Endtimes" auf der viel bevölkerten Insel, hören sich dabei gut gebräunt, sportlich und metrosexuell an. Noch mit den Knien im Wasser werden sie mit "bei euch ist kein Gründungsmitglied mehr an Bord" angepöbelt. "Bei Volkswagen auch nicht!" lautet die schlagfertige Antwort. Das Lachen bleibt dem Mob im Halse stecken, Zeit also, sich dem wirklich Wichtigem zuzuwenden.
"Endtimes" steckt textlich einen IST-Zustand ab und blickt in die Zukunft. Das dabei keine Liebesbriefe entspringen dürfte aufgrund eines Blickes auf die Tracklist feststehen. A TRAITOR LIKE JUDAS liefern einen hinlänglich bekannten Soundtrack zu einer sich selbst abschaffenden Welt und können damit vom Intro bis zum Abschlusstrack durch technische Perfektion (die in den Kohlekeller Studios durch Produzent Kristian "Kohle" Kohlmannsleder stilgerecht fett aufbereitet wurde) und Einfallsreichtum innerhalb eines eng gesteckten Rahmens überzeugen. Durchweg aggressiv macht die Band auch nicht den Fehler, in Momenten musikalischer Verweichlichung auf Klargesang umzustellen, Sänger Jasper shoutet in angenehm tiefen Sphären durch "Endtimes" (wird aber von seinen Hinterleuten nie allein gelassen) und wirkt nach einigen Durchläufen wie ein zusätzliches Instrument. A TRAITOR LIKE JUDAS kombinieren viel Metal mit reichlich New- und Old School Hardcore, der vor Melodie strotzt und mit Breakdowns vorsichtig dosiert, aber wohl platziert umzugehen vermag. Geschickte Tempiwechsel lassen den Groove zum Knüppel aus dem Sack mutieren, dabei verschaffen sich homogene Gitarrenläufe Luft, die Kenne und Checke der Materie nicht nur vortäuschen, sondern auch filigran umsetzen. Zudem wird über Albumlänge eine beklemmende und klaustrophobisch melancholische Atmosphäre erzeugt, die etwas Einengendes, ja angenehm Unangenehmes an sich hat. Zwar wird mit Harmoniebedürftigkeit nie gekleckert, aber A TRAITOR LIKE JUDAS verstehen es, mit düsteren Stimmungen zu spielen und diese auf den Hörer zu transportieren.
"Endtimes" überzeugt trotz einer jungen Besetzung mit Routine mäßiger Umsetzung und nie überzogen wirkender Fanboy-Verbundenheit zum stimmungsgeladenen Metalcore. Die Band untermauert damit vor allem, dass nicht immer in der Ferne nach guten Bands Ausschau gehalten werden muss. Nein, zu Hause ist es immer noch immer am schönsten.
Tracklist:
01. Intro
02. At World’s End
03. Unsung
04. Mirror Image
05. Dead Hearts
06. Traitor’s Halo
07. Your Heroes
08. Systematic Reclusion
09. To The Wolves
10. We'll Only Live As Long As We Chose To Carry On
11.Anchors Lost