In ihrem wohlgenährten Genre einen doppelten Salto über Beton zu wagen wäre für die „alten Hasen“ von A TRAITOR LIKE JUDAS ein unnötiges Risiko. Trotzdem gilt für die Band aus Braunschweig, die nach überaktivem dreizehnjährigem Personalkreisel ihr viertes Album präsentiert: Wo Ecken und Kanten, da sich Einsatz noch lohnt.
Metalcore, du alter Miesepeter: Wie können wir Dich aufgreifen und anstacheln, ohne drohenden Fingerzeig oder Peinlichkeit hinaufzubeschwören? Nicht unbedingt mit zerknautschtem Konzept zur XY-Platte oder pompösem Intro. Besser vielleicht mit Motivation und Message, wie sie den Opener „What Counts“ schmücken: die zuvor genannten Ecken und Kanten wurden liebevoll poliert und mit Melodien und bulligen Gangchören ausgestattet. Das verhilft „Guerilla Heart“ zu einem gereiften, wenn auch etwas kompatibler anklingenden Charakter: Mit „Friedships“ oder „New Shores“ warten weiter rohe Mixturen aus Hardcore und Metal, detaillierte Gitarrenarbeit und Biss im Arrangement inklusive.
Wo A TRAITOR LIKE JUDAS abliefern, soll auch Zwanzigdreizehn so schnell kein Halm nachwachsen. „Death Or Better Days“ liefert dafür den kantigen Sing-A-Long, „One In A Million“ kommt mit fast schon poppigem Refrain. Unterm Strich kehren die Niedersachsen pfleglich zusammen was die eigenen Interessen nach jahrelangem Training an Herz und Hand hergeben: Produktion und Songwriting sind maßgeschneidert, die zehn Tracks (plus Intro und Interlude) ergänzen sich zu einem dynamischen Package. „Dark Sunsets“ bietet Kinderchöre ohne Fremdscham, „One Way Ticket“ einen Dreiminüter mit „Singlecharakter“ - obgleich es der Volksmund so schimpfen möchte.
„Guerilla Heart“ stellt sich dazu inhaltlich auf die Seite der Gewissenhaften und erklärt die Welt als noch nicht begraben. Stattdessen lohnt es sich nachzudenken und anzukreiden: „What Counts Is What You Make Of It (...) You´ll Only Live Once You Don´t Get This Twice“ bieten A TRAITOR LIKE JUDAS ehrlich an und halten den sturen Karren namens Metalcore damit stolz in der Spur. Das Jasper, Tille, Sören, Jochen und Django (so die aktuelle Besetzung) nicht erst seit vorgestern Abend am Steuer sitzen braucht „Guerilla Heart“ seinen Hörern nicht explizit unter die Nase reiben.
Wer sich mit dem geleisteten Einsatz die Ecken und Kanten betreffend nicht arrangieren kann, hat mittlerweile leider auch keine Chance mehr , beim „Guerilla Gardening“ mit den bandeigenen Saatgutbomben Frust abzulassen: Das von der Band persönlich zusammengestellte und auf 192 Stück limitierte Preorder-Paket ist bereits vergriffen.
Trackliste:
01. Intro
02. What Counts
03. Death Or Better Days
04. Friendships
05. Dark Sunsets
06. Of Burying Kinds And Burning Crowns
07. New Shores
08. Interlude
09. One Way Ticket
10. One In A Million
11. Shape Of Light
12. Make This Happen (2013)