Plattenkritik

Abe Kamui - s/t

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Release Date: 13.05.2011
Datum Review: 03.03.2012

Abe Kamui - s/t

 

 

Das Debut "Maschinenwerden" der vier Jungs aus dem Frankfurter Raum anno 2008 war akkustisch, optisch und haptisch schon ein wahrer Hochgenuss und auch live brauchen sich ABE KAMUI hinter niemandem zu verstecken. Nun also eine EP (oder sollte man sagen Kurzalbum?), welche es schon länger käuflich zu erwerben gibt und welche an dieser Stelle nun unbedingt ihre verdiente Huldigung erhalten soll.

Posthardcore mit deutschsprachigen Texten funktioniert bekanntermaßen sehr gut. ESCAPADO lösten geradezu wahre Begeisterungsstürme aus und eben diese Stürme könnten auch ABE KAMUI aufwirbeln, wenn sie denn mal rauskämen. Chronologisch bleibt fraglich, wer zuerst da war. Von Abkupfern kann man bei ABE KAMUI wohl kaum sprechen, doch sie bewegen sich in ähnlichen Gewässern. Wo ESCAPADO Gesang einsetzen, klingt bei ABE KAMUI eher das gesprochene Wort zwischen den Schreiattacken. Wozu auch singen, wenn man zwischen dem gesprochenen Wort auch schreien kann? Fortschritt im Vergleich zum Debut ist Lukas´ bessere Artikulation, welche zunehmend zu mehr Klarheit und Verständnis führt. An Brachialität bremst sie die Stimme nicht aus, sondern schiebt alles aus den Stimmbändern, was da ist. Texte die nach helfenden Händen und von Einsamkeit und Verzweiflung schreien und gegen die man sich stemmen muss oder lehnen kann.

Musikalisch zeugen sämtliche Klänge von großartiger Handwerkskunst. Gitarren aus welchem jegliche passende Möglichkeit herausgehauen wird, ein Bass der eigene Melodien spielt. Der Wechsel zwischen Feingefühl und Wutausbruch perfekt in Szene gesetzt. Krawallbrause muss nicht bitter schmecken. Wer Nachhilfe in Punkto Songstruktur und Aufbau von Spannungsbögen benötigt der ist vor allem mit "Nest" bestens beraten. Vom Vogelgezwitscher und esoterisch anmutendem Gitarrensound zur kuscheligen Durchschlagkraft einer Abrissbirne, das muss man das erst einmal so kunstvoll hinbekommen wie die Frankfurter. Und keiner der Songs bewegt sich unterhalb der traditionellen 3,5- Minuten- Grenze, doch von Langeweile keine Spur. Viel Wert wird auf ausschweifende aber wundervolle Instrumentalparts gelegt, welche gerne von der Stimme brutal beendet werden, bevor man sich ihnen so richtig ergeben kann.

Kurzum: ABE KAMUI aus dem beschaulichen Frankfurt schaffen ein weiteres Kleinod des deutschsprachigen Posthardcore. Der Mangel an Mainstreamtauglichkeit macht sie nur umso liebenswürdiger, den Mangel an Auftrittsmöglichkeiten haben sie nicht verdient. Support your Scene und diese Band!

Tracklist:
1. Shinji
2. Wir bauen Ruinen
3. Nest
4. Schmutzraum
5. Lämmer

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Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de