Plattenkritik

Abraham - An Eye On The Universe (Doppelreview)

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 31.01.2011
Datum Review: 28.01.2011

Abraham - An Eye On The Universe (Doppelreview)

 

 

ABRAHAM brauchen genau zwei Sekunden. Nicht mehr. Zwei Sekunden, bis sie Dich an der Gurgel haben und sich darin festbeißen, wie eine wild gewordene Bestie im Blutrausch. Zwei Sekunden, die den Rest Deines Lebens darstellen könnten, oder aber die Zeit in der Du Dich besser vorbereitest auf das, was Dir hier noch bevorsteht, auch wenn Dir ganz sicher nicht klar ist, was genau das bedeuten soll. Sollte es aber, denn „An Eye On The Universe“ hat das Potential,dich komplett auseinander zu nehmen, dir jegliche Sinne zu rauben und dich schlussendlich aus den Ohren blutend am Boden liegen zu lassen. Das Problem ist, Band und Album schaffen das schon einzig und allein durch den Opener „Coyote Versus Machete“

Selten, wirklich sehr selten, wurde ein Album auf eine solch kompromisslose Art und Weise eröffnet. Skandinavien. Ist doch ganz klar. Weit gefehlt, denn ein Blick in die Info zeigt Dir, dass du es hier mit der friedlichen Schweiz zu tun hast. So war das nicht geplant - ein zweiter Moment der Überraschung. Zurück zum Opener: Ein unerwarteter Angriff musikalischer Art auf Ohren und Gehirn. Atempause? Fehlalarm. Ohne Vorwarnung baut sich eine Gitarrenwand kilometerhoch auf und wir nur durch das brachiale Schlagzeug und das bellende Geschrei eine völlig verstörten Sängers eingerissen, der hier und da mehr als verzweifelt klingende Unterstützung seitens des Drummers erhält. Metal bei dem der Postbote dreimal geklingelt hat. Mehr braucht es nicht um Dich zu überzeugen und gleichzeitig zu zerstören. Zwischendurch noch ein paar starke Melodien und der Einstieg ist perfekt.

Schweiß von der Stirn gewischt und weiter im Text. Dieses Mal vorbereitet. Doch ABRAHAM schlagen nun eine völlig andere Richtung ein und geben mit „Saloon Bizarre“ einen ersten besonders im Refrain mitsingbaren und eingängigen Hit zum Besten. Erste Verschnaufpause, die nach dem Einstieg in „An Eye On The Universe“ auch bitter nötig hat. Was aber auch hier nicht verschwindet ist der stetige düstere Unterton, mit dem die einzelnen Stücke versehen sind, was sich im Laufe des Albums immer mehr herauskristallisiert. Ebenfalls beginnt man spätestens ab „Astro Zombies“ eine frappierende Ähnlichkeit zu CULT OF LUNAs „The Beyond“ auszumachen, was Atmosphäre und Songaufbau angeht. Das kann einem jetzt sauer aufstoßen oder ob der Genialität dieses Albums eher positiv auffallen. Das ist jedem selbst überlassen und wird somit wohl Anhänger als auch Kritiker finden. Nicht von der Hand zu weisen ist aber die konstant hohe Qualität, mit der ABRAHAM durch die gesamte Spielzeit ihres Albums aufwarten. Der Spannungsbogen bleibt stets angezogen, die Songs variieren immer wieder zwischen laut, leise und absolut tödlich (Mit „Herz, Knie, Staub“ reißt Dir die Bestie endgültig die Kehle aus dem Hals und spuckt sie dir zerkaut vor die Füße). „Hellsinki“ hingegen wirkt zum Beginn fast versöhnlich mit seiner einlullenden Eröffnung und der folgenden, sich immer weiter aufbauenden Melodie, bis auch hier die axt ausgepackt wird – nur nicht ganz so effektiv und zermürbend wie in den vorangegangenen Stücken. Sie wissen eben auch mit Ruhe und Epik umzugehen, diese Schweizer.

Was am Ende bleibt ist ein am Boden zerstörter Hörer und sicherlich gespaltene Meinungen zu „An Eye On The Universe“. Für viele wird die zuvor erwähnte Ähnlichkeit zu frappierend sein, als dass sie dieses Album als eigenständig bezeichnen würden, andere hingegen werden hier eine postmetallischer Offenbarung erleben. Man kann es dennoch drehen und wenden, wie man will: „An Eye On The Universe“ ist ein absolut starker Erstling einer Band, die sich zuvor noch LE BARON VAMPIRE nannte und überzeugt von vorne bis hinten mit seiner Gewalt und seinem Hang zum epischen Ausmaß. Konstruktive Kritik muss dennoch erlaubt sein und somit wünscht man sich für den Nachfolger dann doch noch ein wenig mehr Eigenständigkeit. Sollte dem so ein, steht ABRAHAM sicherlich eine rosige Zukunft bevor und somit ist das, was hier abgeliefert wurde, schon einmal absolut empfehlenswert.

Alex, 8/10

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„Whoeever CULT OF LUNAs „The Beyond“-Album most: Raise the torches, this is for you!“, spricht der Pressetext. Damit wäre eigentlich schon meine Arbeit getan, denn der Fall könnte eigentlich nicht klarer sein: Alte CULT-OF-LUNA-Fans sind gefragt, und gespielt wird, was man heutzutage gemeinhin in die Schublade „Post-Metal“ so einordnet. Heißt: Schwere, stampfende Gitarren hier, beschwörendes, energisches Drumming dort und hin und wieder diese etwas ruhigeren Verschnaufpausen, die sich anfühlen wie eine leichte, angenehme Brise Wind. Kennt man natürlich alles schon: Diese Tremolopicking-Melodien, die ganz unscheinbar von der Seite kommen und sich doch trotz ihres inflationären Gebrauchs im verwandten Post-Rock-Genre immer wieder angenehm ins Gemüt bohren. Oder diese Riffgewalten, welche sich wie träge Riesen fort bewegen und dabei die Erde zum Beben bringen. Oder diese ruhigeren Akkorde, mit ihrer unwirklichen, aber doch paradiesischen Art, fast wie eine Fatamorgana in der quälend trockenen Wüste. Kennt man alles, und doch hält das altbekannte Rezept immer noch gut bei Laune. Sollte sich aber so manch einer von der immer selben Anwendung immer selber stilistischer Mittel gelangweilt fühlen, wäre das aus meiner Sicht aber absolut nachvollziehbar. ABRAHAM haben ihre Hausaufgaben gemacht – doch um mehr als nur ein gutes Plagiat zu sein brauchen sie etwas mehr von diesen ausufernden und speziellen Momenten, die schlichtweg den Unterschied machen.


Olivier, 6/10

Tracklist:

1.Coyote Versus Machete
2.Saloon Bizarre
3.Astro Zombies
4.The Statues
5.Bullet Dozer
6.Herz, Knie, Staub
7.Hellsinki
8.Baruch

Autor

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Olivier H.

Autoren Bio

"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed