Plattenkritik

Against Me! - White Crosses

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Release Date: 04.06.2010
Datum Review: 03.06.2010

Against Me! - White Crosses

 

 

Vom JuZe in die Arenen dieser Welt? Die Butch Vigisierung des AGAINST ME!‘schen Ouvres schreitet auch auf "White Crosses" weiter fort. Ein Glück für Tom Gabel und seine Krisenbauarbeiter, dass sie immer noch zu ironischer Selbstreflexivität fähig sind. Überhaupt rettet die richtige Haltung hier den ein oder anderen Song über die Runden. Hits schreiben können sie ohnehin.

Erstmal die harten, gar nicht mal so kulturkritischen und revolutionsheischenden Fakten: die Promo-CD kommt mit eingraviertem Namen daher. Sie tötet beizeiten unbedarfte Rechenmaschinen. Nimmt man den Rohling in der Öffentlichkeit aus der dezent warnenden Papphülle, befürchtet man im Handumdrehen von irgendwem für irgendwas verhaftet und an aseptisch riechenden Orten im Nirgendwo mit Lena Meyer-Landrut Songs in Endlosschleife in die Debilität beschallt zu werden. Plattenfirmen sollten hier und da mal wieder etwas lauter als ohnehin schon ausgelacht werden, entbehrte der Promo-CIA-Gestus im Falle von AGAINST ME! nicht einer gewissen Ironie. Und sonst so? AGAINST ME! liefern zehn Songs mit einer Hitdichte, die ihnen zu Zeiten ihres aasigen Folkpunk-Querulantentums mindestens den Kopf gekostet hätten. Der alte Tom Gabel hätte sich dafür mindestens selbst entleiben müssen. Aber eigentlich wissen wir das alles ja längst. Und eigentlich ist die Entwicklung hin zu fäustereckendem, pathosbefreitem Rock auch gar nicht so schlimm., wie es der seine Crustpunk-Buttons vor Shows immer recht niedlich drappierende Jürgen aus Oer-Erkenschwick so gerne hätte.

Der Titelsong und Eröffner schreitet weltoffen und mit folkigem Marschrhythmus (den sie auf 'Rapid Decompression' nochmal mit einer DROPKICK-Verve wiederholen) in Ohr, Herz und Beine. Das ist dann aber auch alles, was zumindest erahnen lässt, wo AGAINST ME! eigentlich her kommen. 'I Was A Teenage Anarchist' ist für 'White Crosses' das, was 'White People For Peace' auf dem Vorgänger war: das Erkennen der eigenen Möglichkeiten in einer beliebigkeitsfreundlichen Welt. Selbstreflexion auf höchstem, poppigen Niveau. „I was a teenage anarchist, looking for a revolution.“ Das Aufbegehren als irgendwie wichtige aber auch hohle Lebenphase. GREEN DAY machen da urbanen Gutmenschen-Schwulst mit Andrew Lloyd Webber-Überau draus, AGAINST ME! mindestens guten Radiopop. Überhaupt ist das Album dicht, bestechend eingängig und nie verlegen um die großen Hooks ('Bamboo Bones'), über die man sich – wenn man ehrlich ist – im Mittagsradio zwischen sich ständig wiederholendem Informationshäppchenkonsum doch freuen würde. Mit 'We´re Breaking Up' oder auch 'Ache With Me' strapazieren sie dann zwar doch unseren Pop-Nerv, dafür bekommt der nicht im geistigen JuZe wohnende Hörer fast durchgängig die Möglichkeit sich hier irgendwas einzuprägen und an den richtigen Stellen (wenn z.B. Roland Koch abdankt oder so) in die Welt zu singen. Kurzes Fazit: AGAINST ME! machen auch im Jahre 2010 weiterhin Spaß. Und das ist in eigentlich traurigen Zeiten mit Sicherheit nicht das Verwerflichste.

Tracklist:

01: White Crosses
02: I Was A Teenage Anarchist
03: Because Of The Shame
04: Suffocation
05: We´re Breaking Up
06: High Pressure Low
07: Ache With Me
08: Spanish Moss
09: Rapid Decompression
10: Bamboo Bones

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René

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