Plattenfirma hin, Protesthaltung her: AGAINST ME! erleben das vorweihnachtliche Businesssyndrom in besserer Form und am eigenen Leibe; gerade mal ein einziges, wohlgesonnenes Jahr hat „White Crosses“ auf dem Buckel, da darf es (von Labelseite ?) bereits ein fragliches, aber gerechtfertigtes Neurelease sein. Triumphal? Waghalsig? Überflüssig?
Vom eröffnenden Ohrwurm „White Crosses“ bis zum tragenden „Bamboo Bones“ ist die ursprüngliche Version der Butch Vig-Premiere von Florida´s Aushängeschild natürlich auch auf „White Crosses / Black Crosses“ enthalten – und natürlich macht das erneute Durchhören immer und immer wieder Spaß. Bei den Bonustracks „Lehigh Acres“ oder „One By One“ kann man als Die-Hard-Fanatiker der Band um den nun doch artig mittig im Bühnenbild auftretenden Tom Gabel gut und gerne zugreifen, einzig „Bob Dylan Dream“ klimpert etwas zu lagerfeuerseitig daher und fegt die Überreste einer überflüssigen Südstaatensession aus dem lauten Liveclub. Die täglichen Arbeitsstunden im Studio waren scheinbar bereits fortgeschrittener, als sich AGAINST ME! hinter der Glasscheibe mit Mischpult-Mastermind Vig an jene Tracks trauten, die unter dem Stempel „Bonus“ besser aufgehoben sind, als die letztlich erschienene „White Crosses“-Version unnötig mit Spielminuten zu belasten.
Mit Beginn der „Black Crosses“-Zusatz-CD kommen nicht nur ursprüngliche Studioversionen mit Ur-Drummer (und jetzt Burritopriester) Warren Oaks ans Tageslicht, die einen tatsächlich spannenden Einblick in das Produktionsgeschehen von „Spanish Moss“ oder auch dem Titeltrack selbst bieten – auch „High Pressure Low“ in durchdachter Akustikversion oder „Because Of The Shame“ als puristisches Dessert eines Pfadfinderabendbrotes können überzeugen. Ob das Herumrühren und Aufbacken einer praktischen „zweiten Volume“ des fünften Studiolongplayers gerade nach „Total Clarity“ und dem „Fans only“-Einschub „The Original Cowboy“ sinnig und seriös platziert wirkt, wird die Meinungen nach Begutachtung der Doppel-CD oder 3-LP-Version mit 32-seitigem und künstlerisch gestaltetem Cover hin- und herzerren. Da AGAINST ME! mit 28 Songs aber nun mal mehr Spaß und Hörfreude bereiten als bloß auf zehn, sei der „Geschenkidee“-Stempel verpönt und der „Sellout!“-Ruf an der kurzen Leine gehalten.
„White Crosses / Black Crosses“ spart an Langeweile und kann gleichermaßen als Einstiegsdroge wie auch als Sammelobjekt erworben werden, denn mehr als „ungemasterte Preproduktionsdemo-Outtake-Raritäten“ zum Verramschen zeichnen die Rillen der A- bis F-Seiten (bzw. der beiden Silberlinge) alle Male aus. Frohes „Fest“, Florida. Mit AGAINST ME! in diesem Jahr dann sogar im doppeldeutigen Sinne.
Trackliste:
White Crosses:
01. White Crosses
02. I Was A Teenage Anarchist
03. Because Of The Shame
04. Suffocation
05. We’re Breaking Up
06. High Pressure Low
07. Ache With Me
08. Spanish Moss
09. Rapid Decompression
10. Bamboo Bones
11. Lehigh Acres
12. Bob Dylan Dream
13. One By One
14. Bitter Divisions
Black Crosses:
01. White Crosses (Goldentone Studio Version)
02. I Was A Teenage Anarchist (Acoustic Version)
03. Because Of The Shame (Acoustic Version)
04. The Western World (Goldentone Studio Version)
05. Strip Mall Parking Lots (Goldentone Studio Version)
06. High Pressure Low (Acoustic Version)
07. Hot Shots (Goldentone Studio Version)
08. Spanish Moss (Goldentone Studio Version)
09. Rapid Decompression (Goldentone Studio Version)
10. Soul Surrender (Goldentone Studio Version)
11. Lehigh Acres (Goldentone Studio Version)
12. David Johansen’s Soul (Acoustic Version)
13. One By One (Acoustic Version)
14. Bitter Divisions (Goldentone Studio Version)