Poren tief wie Krater auf der Nase. Augenringe so tief hängend wie der Marianengraben. Lichtes wirres Haar und Pupillen die mehr als einmal in den Abgrund gesehen haben. All das oder besser gesagt Aidan Moffat blickt einen auf dem Albumcover entgegen. Später entdeckt man noch Bill Wells, welcher sich den etwas anderen Portraitzeichungen zufolge auch nicht besser gehalten hat. Aber so ist es nun mal Everything’s Getting Older und davor bleiben auch die zwei Musiker mit mehr oder weniger bewegten Karrieren nicht verschont.
Die erste Single sollen die beiden bereits vor acht Jahren zusammen aufgenommen haben. Zu der Zeit bestand noch Arab Strap, die wohl bekannteste Band von Aidan Moffat, welche er zusammen mit Malcom Middleton nach einem Sexspielzeug benannte. Beide feierten zusammen auch kleinere Erfolge als Independentband. Bill Wells hingegen war von jeher mehr mit dem Jazz verknüpft und schon immer ein wilder Kollaborateur. Von Duos bis Oktetts ging hier seine Spannweite.
Auf den ersten Blick verbindet die beiden zunächst also nur die Herkunft aus Falkirk, Schottland. Hört man jedoch alleine das erste Lied, wobei es sich sogar nur um ein knappes Instrumental handelt, so hat man das Gefühl das es sich bei den beiden um ein schon lange eingespieltes Team handelt. Ein entspanntes jazziges Klavier trifft auf einen zart gezupften Kontrabass und ein mit Besen gestreicheltes Schlagzeug. Ein feiner kleiner Start, aber erst danach kommt noch der lyrische Reigen von Aidan Moffat hinzu. Alter, Liebe, Tod und Sex sind die Ankerpunkte der grandiosen Texte.
Gewöhnungsbedürftiger ist hier beim ersten Hören ´Cages´. Eine Art Spoken-Word-Track mit hektischer Geige und trippeldem Klavier unterlegt. Im Refrain befördert Aidan Moffat dann noch eine der wohl ehrlichsten und auch bedrückensten Zeilen dieses Jahres mit Hilfe seiner rauchigen vom schottischem Akzent belegten Stimme zu Tage. ´A Change Is Just A New Routine, A New Function In An Old Machine´.
Noch entrückter und belastender wird es dann noch bei ´The Copper Trap´. Der Erzähler flüchtet vor einer Beerdigung, damit er mit seinen Erinnerungen alleine bleiben kann, denn zuvor wollten schon zu viele die ihrigen mit ihm teilen. Eine einsame Trompete markiert den Schlusspunkt.
Der zuvor durchaus abwechslungsreiche sanfte Rhythmus, welcher zwischen Songwritertum und Jazz pendelte, wird erstmals und das einzige Mal bei `Glasgow Jubilee` unterbrochen. Ein fast schon funkiger Bass und schnellere Gitarren bringen etwas mehr Leben in das Album. Hier beginnt die Reise bei den Huren Glasgows, geht weiter zu den Erektionsproblemen des Zuhälters, macht einen Zwischenstopp bei einem blauhaarigen Groupie mit Doc Martens Schuhen und endet mit den Zeilen ´We Could All Be Dead Tomorrow´.
Bill Wells schafft es für jeden der einzelnen Songs ein eigenes kleines Arrangement zu entwerfen ohne dabei den Gesamtüberblick über das Album zu verlieren, wobei der Dreh- und Angelpunkt stets sein Klavier ist. Somit schufen Aidan Moffat & Bill Wells mit Everything’s Getting Older einen fabelhaften Songreigen voller großteils schmerzhafter Songs über Alter, Sex, Liebe und Tod aus dem echten Leben.
Tracklist:
1. Tasogare
2. Let's Stop Here
3. Cages
4. A Short Song To The Moon
5. Ballad Of The Bastard
6. Copper Top
7. Glasgow Jubilee
8. (If You)Keep Me In Your Heart
9. Dinner Time
10. The Sadness In Your Life Will Slowly Fade
11. The Greatest Story Ever Told
12. And So Must We Rest