Der musikalische Output von Derek Archambault ist schon beeindruckend. Mit Defeater arbeitet er an einem neuen Album und tourt quer um die Welt und auch mit seinem zweiten Projekt Alcoa bringt er nur zwei Jahre nach dem Debut "Bone & Marrow" ein neues Album an den Start.
Auch von seiner kürzlich überstanden Operation am Hüftgelenk scheint der Mann sich nicht bremsen zu lassen, sie scheint ihn viel mehr anzufeuern. So wird auf Parlour Tricks, wie auch schon auf dem Vorgängeralbum, sehr ehrliche Singer Songwriter Countrymusik geboten, in deren Rahmen Archambault sein Händchen für gutes Storytelling in Songs beweisen darf.
Jedoch sollte man keineswegs den Fehler machen diese Band nur auf ihren Frontmann zu reduzieren. Gerade auch im Hinblick auf den Vorgänger sind die Songs nur mit Gesang und Gitarre in den Hintergrund gerückt. Dafür darf die Band nun deutlich aktiver am Geschehen mitwirken, was der Platte einen sehr angenehmen Drive verleiht. Ein Beispiel hierfür ist Alyssa Archambault, die auch wieder an der Platte mitgewirkt hat. Immer wieder steuert sie den Gesang zu Duetten mit ihrem Gatten bei, was zum einen eine nette Abwechslung darstellt, und zum anderen ein wenig Dynamik erzeugt.
Ohnehin muss man sagen, dass Parlour Tricks um einiges positiver, heller und beschwingter wirkt als sein Vorgänger. Dies heißt natürlich keineswegs, dass die Songs auf dem Album nicht traurig seien können, aber durch die erhöhte Dynamik, die klare Produktion und teils sehr eingängige Refrains ist hier deutlich eher eine "Feel Good Platte" entstanden, als damals mit dem winterich depressiven Bone & Marrow.
Trotz all dieser Dinge bleibt aber auch festzuhalten, dass Parlour Tricks seine vielleicht eindringlichsten Momente gerade dann hat, wenn sich die Lautstärke wieder etwas zurückfährt und auch mal Platz für etwas ungewohntes macht.
So entsteht mit „Always Chasing Me“ nur durch eine hallende Gitarre und die Stimmen der Archambaults der womöglich stärkste Song des Albums.“ Poison Acquaintance“ weißt ein ähnliches Muster auf, wird allerdings anstatt von einer Gitarre spärlich vom Klavier begleitet und auch das funktioniert wunderbar!
Ganz am Ende darf „Famous Last Words“ dann nochmal beweisen, dass die traditionellen Singer Songwriter Songs auch auf Parlour Tricks noch hervorragend funktionieren.
Insgesamt haben Alcoa hier eine wunderbar homogene Platte aufgenommen, die Perfekt in den Frühling passt und allen ans Herz gelegt sei, die mal wieder ein Album suchen, dass einem diese wohlige innere Wärme beschafft. Oder einfach einen guten Soundtrack für den nächsten Sonnenuntergang auf dem Balkon!