Plattenkritik

Alesana - A Place Where The Sun Is Silent

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Info

Release Date: 17.10.2011
Datum Review: 12.10.2011

Alesana - A Place Where The Sun Is Silent

 

 

Als Slot zwischen SET YOUR GOALS und A DAY TO REMEMBER gab es nach der allerersten Begegnung mit dieser Band aus North Carolina Mitte 2007 nur einen einzelnen rückblickenden und oberflächlichen Vermerk: Ihre aufregenden Frisuren. Der glasklare Melodiegesang, der sich damals gen „On Frail Wings Of Vanity And Wax“ mit dem glühenden Kreischorgan paarte und zu einer weiteren „modern“ klingenden Band unter tausenden verschmolz, konnte vielleicht je eine Handvoll Minuten und Besucher begeistern.

Doch kommt Zeit kommt Tat: „A Place Where The Sun Is Silent“ heißt das herangewachsene und erschlossene 2011er Werk der Band, die es von Tragic Hero in den Anfangstagen mittlerweile über Fearless Records bis ins Epitaph-Rooster geschafft hat. Wen Frisuren und Geschrei allein heute nicht mehr schockieren können, der wird von ALESANA in verschrobene Dramatik, akustische Sturzflüge oder fragliche Konzeptentschlüsse eingeweiht: Die Spannung schürend und geheimnisvoll erläutert das Sextett mit „The Dark Wood Of Error“ den Nachfolger zu „The Emptiness“, dessen Einzelbeiträge 2010 ebenso einer festen Grundlinie folgten wie sich die sechzehn neuen Songs (verpackt in zwei Akten) inhaltlich den sieben Todsünden (um Dantes „Göttliche Komödie“) widmen. Dass „A Forbidden Dance“ gleich mit clever platzierten Bläserarrangements oder „Beyond The Sacred Glass“ mit sechsminütiger theatralischer Überdosis daherkommen, darf sich die Band um Sänger Shawn Milke gern hoch anrechnen – schließlich buttern die Herren eine doch mal rein explosive bis höchst eigenständige Mixtur aus dem Hut, auf dem früher eher der „Screamo“-Button prangte. „The Temtress“ ist eine strukturreiche Popnummer, wie sie die christlichen Kollegen von EMERY zu Hauf in petto haben, das mittig platzierte „Vestige“ nimmt den Fuß vom Gas und läutet mit Klaviertönen und zweigeschlechtlichen Gesängen das baldige Ende der A-Seite von „A Place Where The Sun Is Silent“ ein.

ALESANA schmücken sich durchgehend mit wasserdichter Produktion und haben selbst für den kleinsten Fauxpas ein stimmiges Alibi – kein Bassdrumschlag sitzt daneben, kein Akkord kratzt unnötig. Was bereits in den ersten Minuten auffällig düster mit monotonen, teils lateinischen Sprachfragmenten beginnt, setzt sich mit im Zuge der konzeptionellen Reise fort und wirkt mit „Before Him All Shall Scatter“ nahezu unheimlich bis predigend. Scheint die Sonne im Camp ALESANA jedoch zwischendurch auch mal, statt stets die Klappe zu halten, erklimmen „Labyrinth“ oder „The Guilded Masquerade“ breite Soundwanderwege und ziehen inbrünstig vorbei an ausgereiften Melodien oder Doublebassgewitter, vor allem aber weg von unüberlegten und billigen 08/15-Arrangements. Leider fehlt es Shane, Dennis, Patrick und Co. auf die komplette Stunde Musik gesehen jedoch etwas an nötigem Fegefeuer, welches das vierte Album der Alternative-Amis gerne mehr und zwingender aus den Angeln hebeln dürfte. Trotz des spannenden Aufbaus und der vielseitigen Fragmente, die „The Gate“ und „The Immortal Sill“ zusammenfügen, schweben die Musiker (angeblich nicht Prediger...) in manchem Moment etwas verloren über ihrem Schaffen und müssen so an Druck und Ungezwungenheit einbüssen.
Dennoch: In ein paar am Ball gebliebenen Jahren vom x-ten Warped Tour-Wagenrad zur mit Classic Rock und SILVERSTEIN gleichermaßen experimentierenden Band unter Brett Gurewitz: Die Frisur alleine macht das nicht.

Trackliste:

Act One: The Gate

01.The Dark Wood Of Error
02.A Forbidden Dance
03.Hand In Hand With The Damned
04.Beyond The Sacred Glass
05.The Temptress
06.Circle VII: Sins Of The Lion
07.Vestige
08.Lullaby Of The Crucified

Act Two: The Immortal Sill

01.Before Him All Shall Scatter
02.Labyrinth
03.The Fiend
04.Welcome To The Vanity Faire
05.The Wanderer
06.A Gilded Masquerade
07.The Best Laid Plans Of Mice And Marionettes
08.And Now For The Final Illusion

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.