Der September 2009 scheint ein guter Monat für die Grunge Urgesteine der 90er Jahre zu sein. Zuerst veröffentlichten Pearl Jam mit Backspacer ein erstaunlich frisches und qualitativ hochwertiges Album. Ende des Monats folgten Alice In Chains mit Black Gives Way To Blue. Nach der durchwachsenen selbstbetitelten Scheibe und dem Tod des Ausnahme-Sängers Layne Staley wurde es zunächst sehr ruhig um die Mannen rund um Songwriter Jerry Cantrell. Selbiger veröffentlichte unter eigenem Namen die Solo CDs Boggy Depot und Degradation Trip. Mike Inez wurde als Nachfolger von Jason Newsted bei Metallica gehandelt. Es schien als sei die metallischste der großen fünf Grunge Bands für immer von der Bildfläche verschwunden. Vor 4 Jahren wurden dann plötzlich eine Handvoll Konzerte und Festival Auftritte in Nordamerika und Europa mit neuem Sänger angekündigt. Selbiger heisst William DuVall und hat bereits mit Jerry Cantrell auf dessen Solo-Veröffentlichungen gearbeitet. Die Chef-Kritiker wurden hellhörig und unkten ob der Tatsache, dass William DuVall stimmlich sehr ähnlich zu Layne Staley ist. Bei den famosen Liveauftritten vor 4 Jahren konnte man mit geschlossenen Augen jedenfalls nicht unterscheiden ob da jetzt Laynes oder Williams Stimme aus der P.A. kommt.
Mit Black Gives Way To Blue liegt nun das erste Alice In Chains Werk der Post-Staley Ära vor und man kann klar behaupten, dass es sich hierbei um eine vollwertige AIC Scheibe und nicht um einen faulen Kompromiss handelt. Black Gives Way To Blue vereint alle Attribute, die man auch Anno 1994 von Alice In Chains erwartet hätte ohne jedoch altbacken oder anbiedernd zu klingen. Mit Check My Brain, Last Of My Kind oder A Look In A View befinden sich zahlreiche Metal-lastige Nummern mit tonnenschweren Riffs der Marke Cantrell und grossartigen Melodien auf der Scheibe. Im Gegensatz dazu wären Your Decision oder When The Sun Rose Again auf der herausragenden Akustik EP Jar Of Flies sicherlich nicht negativ aufgefallen. Trademark von Alice In Chains war und ist noch immer der Duett-Gesang von Layne Stayley und jetzt William DuVall mit Jerry Cantrell. Dieser findet sich auf so ziemlich jedem Song der aktuellen Scheibe und ist am Ende des Tages das Hauptargument für einen Sänger, dessen Stimme der von Layne Staley ähnelt. Alles andere würde unter dem Banner Alice In Chains nicht funktionieren. Im Vergleich zu den Vorgänger Alben ist Jerry Cantrell stimmlich jedoch präsenter.
Obwohl Black Gives Way To Blue zahlreiche 90er Zitate aufweist muss festgehalten werden, dass es sich bei der Veröffentlichung nicht um einen hingequälten Abklatsch von Dirt oder Facelift handelt sondern um eine höchst eigenständige Platte die einfach nach Alice In Chains klingt. So weist Black Gives Way To Blue zu keinem Zeitpunkt die verstörende, beklemmende Stimmung von Dirt auf und klingt gleichzeitig weitaus gereifter als Facelift oder Alice In Chains. Jerry Cantrell hat zwar auch als Solo Künstler gute Songs geschrieben, aber nur im Zusammenspiel mit Mike Inez, William DuVall und Sean Kinney kann er seine Stärken als Riffmeister voll ausspielen.
Fazit: Wer Alice In Chains in den 90ern mochte, wird diese CD lieben. Wer sie nicht mochte wird auch mit Black Gives Way To Blue kein Fan mehr. In jedem Fall kann man der Band eine bärenstarke Platte und einen mehr als würdigen Nachfolger für das Erbe von Layne Staley attestieren.