Ich geb’s ja zu: dieses ganze Punk-Rock Geseier hat mich in letzter Zeit weitgehend kalt gelassen. Das standardisierte Bush-Gemosere mit den immer gleichen Powerchords und Bierzelt-Refrains als Soundtrack zu deinen Canvas-Tretern war schon nervtötend, als sich GREEN DAY fröhlich in grüner Farbe wälzten. Darum: Hut ab vor AMERICAN STEEL. Das Ende der 90er agierende Quartett kehrt mit „Destroy Their Future“ nach einer sechsjährigen Schaffenspause zurück und gibt mir die Hoffnung zurück, das im Punk-Rock Wunderland noch was geht mit guten Songs.
Nach einem etwas zähen Beginn wird mit „Smile On Me“ ein Bogen gespannt von STROKES Garagenmelancholie zu frühen BEATSTEAKS Chor-Späßen. Es rumpelt, scheppert und everybodys Lieblings-Schunkelmotiv aus SMASHING PUMPKINS „Zero“ wird in spaßigen Punk überführt („Razorblades“). Ska-Rhythmen dürfen wieder ausgepackt werden („Old Croy Road“) und „To The Sea“ ist ein Lehrstück in Sachen Refrainqualität. Es sind nicht unbedingt Hits, die AMERICAN STEEL hier abliefern, wenig was irgendwelche Billboard Charts zum Kochen bringen würde, es sind einfach nur feine Songs auf Albumlänge, ohne größere Einbrüche. Das passiert selten und auch wenn Rory Henderson ein wenig erwartungsgemäß auf die Anti-Kriegs Schiene aufspringt, Zeilen wie „You know Jesus the magician / Statistician / God bless your superstition / Walked on water / Turned it into wine / Hated faggots / Complained about them all the time“, sind so einiges wert.
AMERICAN STEEL haben zumindest mir einen kleinen Denkzettel mit einem großen „Punkrock ist nicht tot“ verpasst, hat ja auch schon BILLY CHILDISH gesagt, und Eddie Argos. Also alles wieder gut? Alles wieder offen? Definitiv!
Tracks:
1. Sons Of Avarice
2. Dead And Gone
3. Mean Streak
4. Love And Logic
5. Smile On Me
6. Razorblades
7. Old Croy Road
8. To The Sea
9. Or, Don’t You Remember
10. Speak, Oh Heart