AMON AMARTH sind die Puristen ihrer selbst. Bis auf eine von Album zu Album teurere und dickere Produktion fuhr man in 17 Jahre Bandgeschichte im Hause des schwedischen Quintetts nur marginale Veränderungen auf sowohl in Bezug auf Musik wie auf Image, Texte und Artwork. AMON AMARTH sind die Viking-Metaler, die eigentlich keine sind, das Aushängeschild des Metal-Boulevards, Flaggschiff des EMPs, europaweite Chartstürmer, aber auch: eine Band, dessen musikalischer Wert dabei wahlweise auf der Strecke gelassen, oder lediglich untergraben wird. War denn früher zumindest alles besser? Die langjährige Heimat Metal Blade gab und gibt Chance, dem nachzugehen. Nachdem bereits die ersten beiden Werke Once Sent From The Golden Hall und The Avenger neuaufgelegt wurden, wird nun auch das Drittwerk The Crusher im neuen Gewand vorgeführt. Versus The World soll noch als letztes Werk der Reissue-Reihe folgen.
War denn früher alles besser? Es war zumindest musikalisch nicht sonderlich anders als noch 7 Jahre später. Zu einer Zeit, in der es noch nicht peinlich war, ein AMON-AMARTH-Shirt zu tragen, wurde bereits dieser zwar markante, jedoch schon damals festgefahrene Stil aus Tremolo-Picking-Soundcollagen, stampfenden Rhythmen, flotten, scherst melodischen Achterbahnfahrten wie langsamen Midtempobrechern vollzogen. Dabei stets mit am Bord: Der Wikinger-Pathos.
CD 2 kommt ferner mit einem Teil des Live-Spektakels der Bloodshed Over Bochum-Konzertreihe auf, welche sich in den Tagen um Weihnachten letzten Jahres pro Tag jeweils einem Album in voller Länge (!) der Band widmete. Die Aufzeichnungen der The Crusher-Show finden sich hier wieder, womit man quasi das Album in dieser Pressung doppelt bekommt: Einmal als remasterte Studioaufnahme und einmal als Live-Mitschnitt. Inwiefern dies einen (weiteren?) Kauf rechtfertigt, sei jedem selbst überlassen; qualitativ ist das hier gebotene spiel- wie soundtechnisch jedoch durchweg solide, wenn auch nichts Besonderes. Johan Hegg bemüht sich zu keiner Zeit um große Ansagen (was nicht als Vorwurf zu verstehen ist) und lediglich das Klatschen am Ende sowie vereinzelte Chöre des Publikums erinnern daran, dass dies hier eine Live-Show ist. Nichts Essenzielles also ein nettes Gimmick jedoch allemal, wie auch das (mir leider nicht vorliegende) 16-seitige Booklet, das aufklappbare Digipack wie auch der (mir hingegen schon vorliegende) POSSESSED-Covertrack.
Fazit: Wer aus-Horn-trinkender-, bärtiger-, WACKÖÖÖÖN-grölender-, oder abseits aller Klischees einfach nur AMON-AMARTH-Fan ist, dieses Album jedoch noch nicht sein eigen nennt, der darf hier (mehr oder weniger) ruhigen Gewissens zuschlagen. The Crusher ist ein durchaus gutes Album, welches mit Nummern wie Masters Of War auch seine für AMON AMARTH so typischen Hymnen vorweisen kann und im neuen Gewand auch einiges für's hart verdiente Geld hergibt. Andererseits erscheint das Reissue zum Vollpreis von knapp 20 Euro, während die weiterhin erhältliche Originalfassung (beispielsweise auf Amazon) nur die Hälfte kostet. Außerdem: Lohnt es sich bei allen so marginalen Unterschieden ein weiteres AMON-AMARTH-Album zu besitzen, wenn man einen ähnlichen Sound bereits auf seinen anderen/m AMON-AMARTH-Alben/-Album finden kann? Letztendlich alles Fragen, die jeder für sich selbst klären muss.
Tracklist CD 1:
1. Bastards Of A Lying Breed
2. Masters Of War
3. The Sound Of Eight Hooves
4. Risen From The Sea 2000
5. As Long As The Raven Flies
6. A Fury Divine
7. Annihilation Of Hammerfest
8. The Fall Through Ginnugagap
9. Releasing Surturs Fire
10. The Eyes Of Horror (Bonus Track)
CD 2:
1. Bastards Of A Lying Breed (Live)
2. Masters Of War (Live)
3. The Sound Of Eight Hooves (Live)
4. Risen From The Sea 2000 (Live)
5. As Long As The Raven Flies (Live)
6. A Fury Divine (Live)
7. Annihilation Of Hammerfest (Live)
8. The Fall Through Ginnugagap (Live)
9. Releasing Surturs Fire (Live)