Plattenkritik

Ampere - Like Shadows

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Release Date: 01.01.2011
Datum Review: 02.11.2011

Ampere - Like Shadows

 

 

Selten, wenn über Musik behauptet wird, ihre Macher verfolgten sie mit einer selbstzerstörerischen Inbrunst, als hinge ihr Leben davon ab, stimmt das auch. AMPERE gehen sogar noch weiter. "Like Shadows" steht für die neurotischste, komprimierteste, existenziellste Form die Chaos annehmen kann, das eigentlich keines ist. Musik wie ein feiner Schnitt durch die Fingerzwischenräume mit einem Blatt Papier. Der Schmerz kommt langsam aber heftig.

Am Anfang stehen Zahlen. Simple Fakten, keine Mathematik. Neun Jahre, fünfzehn Stücke, 13:23 Minuten. Geschlagene neun Jahre haben sich AMPERE um Gitarrist und Produzent Will Killingsworth (wir kennen ihn von ORCHID) für ihr erstes „vollwertiges“ Album Zeit gelassen. Und dann ist es vorbei, bevor man die Gelegenheit hatte, seine Schüssel Cornflakes in Eigenblut auszulöffeln. Anhänger der Band dürfte das nicht wundern: die Spielzeit entspricht in etwa der Dauer eines Livesets der Band. Zwischen Bandgründung und erstem Album liegen kübelweise verbrannte Erde und ein beinahe undurchschaubares Geflecht von Klein- und Kleinstveröffentlichungen (u.a. mit FUNERAL DINER, DAITRO, DAS OATH). Die Idee, originären Screamo, taktlosen Hardcore und neuronal erkrankten Powerviolence derart scheppernd zu komprimieren, mit feinen Haarrissen zu versehen und immer dann so etwas wie unterschwellige Melodien bereitzuhalten, bevor das erste Burnout einsetzt, durfte somit brav über die Jahre reifen. AMPERE haben das richtiggehend perfektioniert. "Like Shadows" klingt wie Nervenzusammenbruch und moment of clarity in einem.

Natürlich ist das zumeist fürchterlich anstrengend, aber halt nicht nur. Und es ist rasend schnell vorbei. Wenn Stephen Pierce in bester fatalistischer Manier anschreit gegen Eskapismus, Bullshitslogans, das Hamsterraddasein, den ganzen Scheiß halt, der ja passiert, den man allerdings häufiger einfach ausblenden sollte, es sei denn man möchte tagtäglich durchdrehen. Wenn er sein Rundumschlagpathos („We’re ashen and sallow; we’re all fucked. We’re only kids and we’re part of the machine.“) auf den Hörer niedergehen lässt – dann folgt zumindest in den Zwischenräumen ("Escapism Pt.II", "Centuries Fled") so etwas wie haarkleine Versöhnung. Dann lässt Multitaskingdrummer Andy Skelly die Melodien kurzzeitig stehen. Die alten Ebullition Records-Tricks, sie greifen auch hier. Schlagwörter wie Kakophonie, Chaos, Wut, Zerstörung greifen allerdings nur bedingt, obschon sie ja so naheliegend sind. Hier macht sich eine Band schlichtweg zum Medium, saugt die Überforderungen, die Gleichzeitigkeiten, den Wahn zur Perfektion des Ich, die Scheinheiligkeiten einer überreizten Gesellschaft auf und schleudert sie in ihrer Lesart zurück. AMPERE sind damit subversiver und sendungsbewusster als ein Großteil US-amerikanischer Hardcorebands. Was jetzt überhaupt keine Kritik an anderen US-amerikanischen Hardcorebands darstellen soll. AMPERE haben schlichtweg eine andere Agenda. Dringlicher könnte man die wohl kaum vertreten. Chaos is us. Und es könnte uns kaum besser gehen.

1. (We're) Stranded
2. Escapism Pt. II
3. Centuries Fled
4. Of Nightmare Reality
5. Bullshit Sloganeering
6. Chasing Ghosts
7. The Submerged Tenth
8. Statement of Capitulation
9. We Neither Rise Nor Fall
10. Maps, Legends
11. Dead Weight
12. Flightless
13. For Automation
14. Terminally
15. Tiny Victories

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René

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