Plattenkritik

Angil & Hiddntracks - Ouliposaliva

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 21.11.2008
Datum Review: 05.11.2008

Angil & Hiddntracks - Ouliposaliva

 

 

Das Leben einer Band ist im Allgemeinen ein schönes, solange die Richtung nicht ins Songwriting einschlägt. Denn ab diesem Zeitpunkt ist es notwenig, Brücken zwischen den unterschiedlichen Interessen der Mitglieder zu schlagen und musikalische Kompromisse zu treffen. Was dann passiert, steht in den Sternen. Ob dann Meisterwerke, Missgeburten oder ausgeschlagene Zähne folgen, steht in den Sternen.

Mickaël Mottet scheint dieses Problem erkannt zu haben und setzt seinen ganz eigenen Kopf unter dem Namen ANGIL durch, wobei er dabei von seiner Live-Band HIDDNTRACKS unterstützt wird. Was der Franzose auf dem renommierten Glasgower Label Chemikal Underground ans Tageslicht bringt, ist ein wunderbar laxes Album. Dass ANGIL genau auf diesem Label landet, ist eigentlich eine logische Konsequenz: „Ouliposaliva“ präsentiert sich in ganz ähnlicher Weise wie die Werke von BELLE & SEBASTIAN oder ARAB STRAP als erzählfreudiges Stück Musik mit dem Sinn für die kleinen Details. Zwischen der dreigeteilten Aufforderung, endlich sein Hirn auszuschalten und sich frei von Konventionen und Einschränkungen zu machen („Do Not Think Part I, II & III) begibt man sich in eine malerische Musiklandschaft.

Interessant wird die Platte richtig, wenn man das Konzept unter die Lupe nimmt. Oder eher gesagt, die Konditionen, unter denen die Platte entstanden ist. Am Anfang war die Idee einer CD, deren Musik komplett auf der Komposition von Blech- und Holzblasinstrumenten basiert. Außerdem war ANGIL beim Schreiben die Verwendung der E-Note und des Buchstabens selber untersagt. Gesagt, getan – in keinem der Songtexte findet sich ein E vor, was auch zur Folge hat, dass sich die ursprüngliche Band HIDDENTRACKs fortan HIDDNTRACKS nennt.

Was nach Jux und bekiffter Spontaneität klingt führte zu einer abgefahrenen Jazzplatte mit Independentmaske. Der Sprung bis zu der Psychedelia der KAIZERS ORCHESTRA ist nicht weit, genauso wie es scheint, Mottet höre gerne das ANIMAL COLLECTIVE wie auch die BRIGHT EYES. „Lifttriptd Mars“ pfeift Melodien wie eine am Fluss spazierende Dame, bis das Piano einen blutdürstigen und heranschleichenden Mörder ins Szenario einlädt. Lautes Geschrei - das heraufziehende Drama wird beobachtet und doch bleibt jeder untätig stehen. Verstörend. Und „Took No Drugs, Had No Drink (it all was in our minds)“ macht auch noch die einfachste Erklärung für all das verwirrende Treiben auf “Ouliposaliva” nichtig. Wenn nicht Drogen – Was war dann im Spiel?

Und so wirkt das Album wie ein grauhaariger Mann in Chucks, der am Klavier sitzt und seinen Enkeln, mit zynischem Grinsen Zahnlücken zeigend, vertonte Horrorgeschichten erzählt. „I’m trying to fit and trying to admit, that you can blow a bomb at your own mouth“ - Großartig, wie ANGIL seinen Horizont in Szene setzt.

Tracklist:
1. Do No Think, Pt. 1
2. Narrow Minds
3. In Purdah
4. You Most (Thirst Part)
5. Took No Drugs, Had No Drink (It All Was in Our Minds)
6. Do Not Think, Pt. 2
7. Trying to Fit
8. Kids
9. You Most, Pt. 2
10. Lift Trip to Mars
11. Do No Think, Pt. 3
12. You Most (Third Part, As Far as I Know)
13. Sylvia Plath, Libby and Small Ghost
14. Final List

Autor

Bild Autor

Ignaz

Autoren Bio