Mittlerweile gibt es kaum noch jemanden, der sich beim Begriff "Modern Hardcore" ein "bitte nicht schon wieder" verkneifen kann. Dass diese Genre-Klassifizierung in ihrer Aussagekraft aber limitiert ist, beweisen Buffalos ANOTHER BREATH auch auf ihrer dritten Veröffentlichung. Sicher, ANOTHER BREATH gehören zu den Mitbegründern dieses mittlerweile überstrapazierten Genres, doch ist ihr Sound seit jeher besonders tief im traditionellen Hardcore verwurzelt. Straighter und giftiger gehen sie zu Werke und wo andere ausschließlich in Verzweiflung baden, spucken ANOTHER BREATH Gift und Galle - und machen so den Unterschied.
Kurz gesagt: "The God Complex" klingt angriffslustig statt selbstmitleidig. Bis auf den schlicht als episch zu bezeichnenden, sehr persönlichen Titel-Track wird das Tempo nur selten gedrosselt und wenn, dann vor allem, um Raum für einen mörderischen Groove zu geben ("Belly Of The Whale"). Der bereits auf "Mill City" präsente Rock-Einfluss ist nochmals stärker geworden, doch auch die traditionelle, leicht melodische Hardcore-Straightness von "Not Now, Not Ever" wird nie vernachlässigt. Wo "Mill City" (bei all seiner Klasse) vor Wut überkochte, aber dann und wann ein bisschen vorbei huschte, zeigt sich "The God Complex" vom ersten bis zum letzten Song hochgradig eingängig. Statt 15 Tracks gibt es nur noch 11, aber diese präsentieren umso beeindruckender die Essenz von ANOTHER BREATH: mal so rockig wie THE SUICIDE FILE, nur mit doppelter Wut im Bauch ("Dogtown", "I'm The Messiah"), mal so simpel, aber effektiv wie GO IT ALONE zu "Vancouver Gold" Zeiten. Und Sänger Ted versprüht obendrein einen derartigen Rotz, dass einem Angst und Bange werden kann.
Es war still um sie geworden, doch umso lauter melden sich ANOTHER BREATH mit "The God Complex" zurück. Als eine der letzten Bands der goldenen Generation ihres Ex-Labels Rivalry (GO IT ALONE, VERSE, ALLEGIANCE, THE DAMAGE DONE, IN CONTROL, MORE TO PRIDE, THE PHYSICAL CHALLENGE, THE FIRST STEP - alle R.I.P.) lassen sie es noch mal richtig krachen und haben sich mit Kurt Ballou auch genau den richtigen Produzenten dafür ausgesucht. Nach der tollen EP von MAKE DO OR MEND ein weiteres Highlight aus dem Hause Panic Records!