Plattenkritik

Arcade Fire - The Suburbs

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Release Date: 30.07.2010
Datum Review: 26.08.2010

Arcade Fire - The Suburbs

 

 

Was soll man eigentlich noch über ARCADE FIRE schreiben? Diese Band, die mit „Funeral“ ganz plötzlich den Soundtrack einer ganzen Generation abgeliefert haben soll, ohne es zu wollen. Die danach mit „Neon Bible“ dem Versuch des großen Bombasts verfallen schienen und ein zwar ausgesprochen sakrales, letztlich aber auch erschreckend distanziertes Werk veröffentlichten und jetzt, so das einhellige Presseecho wieder zurück zu den Ursprüngen gefunden haben.

Ja, was soll man da noch groß schreiben? Vielleicht, dass „The Suburbs“ eine der amerikanischsten Platten der letzten Monate geworden ist. Die Pathos im kleinen zelebriert, ihn dabei aber zugleich doch überlebensgroß wirken zu lassen. Dass Win Butler sich offenbar mit dem Stigma der „voice of a generation“ abgefunden hat und dabei doch eigentlich nur seine ganz persönliche Geschichte erzählen will. Dass das dritte Album der Indie-Superstars ausgefeilt und fragmentarisch zugleich ist. Kurz: ein Album der Widersprüche.

Leicht machen es einem ARCADE FIRE auf jeden Fall nicht. Auch wenn es zunächst den Anschein haben mag. Denn sowohl der Titelsong als auch das grandios melancholisch-wilde (wieder so ein Widerspruch) „Ready To Start“ sind im Vergleich zum ausladenden Bombast, der auf dem Vorgänger präsentiert wurde tatsächlich wieder ein gutes Stück gemäßigter und vor allem songdienlicher präsentiert. Es ist schön zu wissen, dass das noch möglich ist.

Was man aber auch wissen sollte: es gibt eine Kehrseite auf „The Suburbs“. Diese deutet sich schon durch die imposante Anzahl von 16 Songs auf der Tracklist an. Wieder einmal ist das alles etwas zu viel des Guten. Erst recht, wenn jeder Song signifikant anders klingt, dabei aber stets an große amerikanische Bands und Künstler gemahnt. ARCADE FIRE rotieren im Kreis, da sie ihr Sammelsurium aus Folk, Rock, Pop und gar Shoegazer zwar tapfer im Griff haben, aber letztlich doch zu weiten Teilen im gut gemachten Zitat enden. Von der innerlichen Zerrissenheit und der Unbestimmtheit, wie man nun dazu stehen soll, die die zuweilen arg pratentiösen Texte, oftmals aber auch sehr beeindruckenden Texte durchzieht ist hierbei nur wenig zu spüren und das ist schade.

„The Suburbs“ bleibt zu weiten Teilen eine Art Mixtape. Ein Relikt einer sehr persönlichen Reise in die Vergangenheit Butlers und seiner Frau. Das ist allemal interessant anzuhören und berührt an vielen Stellen auch, enttäuscht aber möglicherweise diejenigen, die sich eine größere eigene Note gewünscht hätten. Doch auch hier wieder ein Widerspruch, denn ARCADE FIRE klingen ja eigentlich immer noch nach ARCADE FIRE, nur eben irgendwie im Rezitationsmodus. Gut möglich, dass gerade diese Ambivalenz die Band letztlich ausmacht. Dass sie nicht wirklich greifbar ist und sich genau an der Schnittstelle zwischen Kreativität und dem Wiederkäuen alter Motive befindet. Damit fahren sie auch allemal nicht schlecht und vielleicht ist diese Unentschiedenheit letztlich die große Meta-Ebene dieser Platte. Eine schwierige Platte, gerade dadurch, dass sie auf den ersten Blick doch eigentlich so bodenständig und einfach erscheint. Zumindest im Verhältnis zum letzten Output der Band. Der Teufel steckt mal wieder im Detail und will da einfach nicht raus. Ich bin verwirrt und fasziniert zugleich.

Tracklist:

01. The Suburbs
02. Ready To Start
03. Modern Man
04. Rococo
05. Empty Room
06. City With No Children
07. Half Light I
08. Half Light II (No Celebration)
09. Suburban War
10. Month Of May
11. Wasted Hours
12. Deep Blue
13. We Used To Wait
14. Sprawl I (Flatland)
15. Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)
16. The Suburbs (Continued)

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Manuel F.

Autoren Bio

Eher so der Kumpeltyp.