Lasst uns nicht über Hype reden. Ja, die ARCTIC MONKEYS waren wohl ohne Frage DIE Newcomer Band 2006, das Debüt Whatever People Say, Thats What Im Not erklomm Charts, brach Verkaufsrekorde, als sei die Musikindustrie noch völlig in Ordnung und war wohl mit Schuld an der UK-Hysterie.
Kennt man ja und die ganz abgebrühten unter uns wittern: Hype, totale Überschätzung. Aber was, wenn die ARCTIC MONKEYS nicht einfach nur eine Band sind, die Erfolg mit Kritikerlob verbindet, sondern tatsächlich einfach nur gut sind, eine der kleinen Ausnahmen, die den Hype verdient haben? Zumindest die Kurzlebigkeit sollte man den Sheffieldern nicht andichten. Who The Fuck Are Arctic Monkeys?, dürfte es heutzutage nur aus den Boxen schallen. Was ist nicht alles passiert im letzten Jahr, Auflösungen, Re-Unions neben Crack und Milchkaffee. An den ARCTIC MONKEYS scheint das alles keine großen Spuren hinterlassen zu haben. Bassist Andy Nicholson ist ausgestiegen, Nick OMalley als Ersatz dazugekommen, aber die Jungspunde um Alex Turner sind dieselben albernen Kindsköpfe geblieben, die mit scharfem Blick auf den Alltag, kleine, bizarre, tragische und komische Geschichten in zackige Songs verpacken. Und hier also das Ergebnis. Nein, Favourite Worst Nightmare ist nicht das Be Here Now (OASIS) geworden, das viele befürchtet hätten. Flugzeugturbinen und überkandidelte Bombastproduktion sucht man vergeblich. Stattdessen einfach nur 12 Songs, an denen nichts zu viel, nichts zu wenig ist. Klar, Weiterentwicklung gibt es auch diesmal. Nur eben nicht mit dem Vorschlaghammer. In Do Me A Favour gibt es kleine Surf-Gitarren Verweise, oder auch mal ein proggiges Gniedelintro in If You Were There, Beware und minimalste Elektro Versatzstücke. Das alles wirkt aber nicht als Schritt vom Wege, sondern als unterhaltsame Ergänzung. Noch immer werden manisch drängelnde Beats geliefert, im Punk verwurzelten Funk, kleine Ska-Rhytmen (Fluorescent Adolescent) und darüber Alex Turners rauer, bubenhafter Sprechgesang. Thematisch dreht es sich dieses Mal viel um das Ende einer Beziehung und, wie könnte es anders sein, um die merkwürdige Alltäglichkeit des Rockstar-Lebens. Neben den typisch nach vorne drängelnden, hektischen Tanzflächen-Füllern (Brianstorm), sticht vor allem das unglaublich ruhige, verträumte Only One Who Knows heraus, das eben nicht auf die typischen ARCTIC MONKEYS Rezepte setzt.
Wunderbar, dass nicht versucht wurde, etwas konzeptionelles zu erschaffen, etwas ungleich komplexes, sondern einfach nur weitere gute Songs, ohne großen Wirbel. Der Erfolg des Quartetts dürfte mit diesem feinen zweiten Album weiter geebnet werden, und noch immer und immer weiter werden die Leute rufen Hype, denn über Hype kann man nur auf Englisch singen.