Mit Black Paris 86 haben ARMS AND SLEEPERS im letzten Jahr den Durchbruch geschafft. Den Durchbruch in einer von Omnipräsenz kaum zu überbietenden Szene, einem Haifischbecken, in dem es nur darum geht zu fressen, oder gefressen zu werden. Die Elektroschiene wird zur Zeit bedient, wie kaum eine andere, da hilft es auch nicht sporadisch ein paar Ambient Elemente einzuschmeißen, um die Struktur der Stücke ein wenig diffiziler zu gestalten. ARMS AND SLEEPERS schafften aber genau das, jedoch nur dadurch, einen wirklich besonderen Mix entstehen zu lassen, der zugleich entspannend, aber auch anspruchsvoll wirkte.
Matador ist nun also das Nachfolgewerk von Max Lewis und Mirza Ramic aus Cambridge und stellt gleichzeitig ein neues Kapitel in der Geschichte von ARMS AND SLEEPERS dar. Hat man sich auf dem Vorgänger fast ausschließlich auf instrumentale Stücke verlassen, so haben sich jetzt diverse Gäste und Freunde eingefunden, um den elektronischen Spielereien der Protagonisten eine Stimme zu verleihen. Gesang steht also jetzt an der Tagesordnung. Eine Entscheidung, die sicherlich nicht notwendig gewesen wäre, fällt ihr doch die geheimnisvolle Aura, die diese Band bis dato umgab, ein Stück weit zum Opfer. An der Schönheit der einzelnen Kompositionen hat sich jedoch nichts geändert, das merkt man gleich im Titelstück des Albums. Elemente, wie diese wunderschöne Piano-Melodie, der schleppende Beat, das stetige Kratzen und die leichten Störgeräusche machen genau das aus, was man von ARMS AND SLEEPERS hören will. Man hat also sofort die Möglichkeit sich heimisch zu fühlen und sich einfach mal trieben zu lassen. Überraschenderweise fügt sich hier auch der Gesang wunderbar ins Gesamtkonstrukt ein und hat man zuvor noch über den Verlust von Atmosphäre geschimpft, muss man spätestens bei Twentynine Palms zugeben, dass diese nicht verloren gegangen ist, sondern einfach aufgrund des neuen Elements einer anderen, völlig neuartigen gewichen ist. Im Laufe der Zeit entwickelt sich Matador zu einem traumhaften Hörspiel, dessen Qualität nur durch kurze Ausbrüche nach unten, wie zum Beispiel beim erneut auftretenden Thema des Titeltracks bei Words Are For Sleeping, getrübt wird. Gleichzeitig wird man dafür aber beim Großteil der anderen Songs durch immer wieder neue und vor allen Dingen überraschenden Ideen, welche die stetig vorherrschende Monotonie der Stücke durchbrechen, überrascht und verzaubert.
Letzten Endes gibt es also nicht viel, was an Matador stört und doch ist es nicht ganz das, was man sich nach Black Paris 86 erhofft hat. Irgendetwas fehlt und genau dieses irgendetwas ist mehr als schwer zu beschreiben. Eine tolle Platte, keine Frage, aber irgendwie wirken manche Stellen einfach seelenlos und lassen den Charme der vergangenen Tage ein wenig vermissen. Wenn man sich aber mal wieder gehen lassen möchte und genug hat von Gitarren und anderen netten Freunden, dann macht man mit ARMS AND SLEEPERS und Matador sicherlich nichts falsch, wenngleich ich dann dennoch eher auf den Vorgänger verweisen würde, welcher bei mir vollends punkten konnte.
Tracklist:
01. Orly
02. Matador
03. The Architekt
04. Twentynine Palms
05. Helvetica
06. The International
07. Simone
08. Kino
09. Words Are For Sleeping
10. The Paramour
Bonustrack:
11: L-Orrizont