Als kleiner Bube in einem Kaff nähe Koblenz hat man außer Saufen und ein paar seltenen Konzerten nicht allzu viel zu tun. Nun, eines Tages der rettende Bulletin. "Verteile Flyer und komm umsonst auf eine unserer Shows". Geiler Shit, wird gemacht. Die Band, AT THE FAREWELL PARTY kannte ich nicht, aber die Übereinstimmung mancher virtueller Freunde sollte nicht lügen. Ich rannte also durch Koblenz und Umgebung, pflasterte Clubs und Straßen mit Flyern und am Ende stand ich enttäuscht an der Kasse. "Es gibt keine Gästeliste". Die Reihe meiner Leidensgenossen war lang. Jede Menge Teenies standen nun dort, arbeiteten sich platt und mussten nun für diese Band doch Eintritt zahlen. Verdammt. Ich bin kein verbitterter Junge, der sich aufregt wegen einer Gästeliste. Aber ich habe doch was dafür getan. Nun, 6Euro nach Beten und Bitten gezahlt und furchtbar enttäuscht worden. Was diese Band dort veranstaltete war die mieseste Kopie aller MY CHEMICAL ROMANCEs und FALL OUT BOYs. Verdammt, dafür habe ich umsonst Flyer verteilt und jetzt geben die sich, als seien sie die totalen Heroes? Am Arsch!
Und jetzt, nach dieser Geschichte, wie soll ich da unvoreingenommen ein Album wie "Infinity Is Miles Away" besprechen? Wie soll ich es tun ohne gleich von Anfang an zu sagen es sei irgendwie "Möchtegern"? Ohne nach Song 2 zu sagen: "Konstruierter Scheißdreck auf der Suche nach dem großen Majordeal"? Ich weiß es ja nicht. Aber ich mache es einfach mal so, anders hat es von mir ja niemand erwartet. Ist ja ne deutsche Band, gleichzeitig eine die in jedes Muster passen könnte. Genau mein Ding und um aus einer Show Review vom Kollegen Schuh zu klauen: Ich bin der Hass.
Aber mal ehrlich: AT THE FAREWELL PARTY konnten ihren Stand bei mir noch nie aufbessern. Von Auftritt zu Auftritt (und denen kann man irgendwann leider nicht mehr aus dem Weg gehen weil diese geschminkten Unmenschen einfach ÜBERALL auftreten) wurden sie schlimmer. Stets wurde der tiefe Blick in die Augen der weiblichen Besucherinnen gesucht und immer "fleißig klatschen". Das können die doch nicht ernst meinen.
Aber immerhin: Sie ziehen ihr Ding durch. Ein Album für die naiven Rockgirlies da draußen und für all jene, die gerne mal eine solche zur Freundin hätten. Lyrics vom Wühltisch und als Titel bitte nur die plakativsten mit jede Menge Klischees obendrauf. Den Kleidungsstil, wie er dieser Tage angesagt ist, bitte möglichst locker halten, trotzdem einen geschäftlichen Flair mit auf die Promofotos. So mag dich auch die Schwiegermutter. Und wie schon erwähnt: Der Sound auf "Infinity Is Miles Away" ist akzeptabel. Nicht zu glatt und nicht zu sehr aus der Garage. Die Balance halten, das einzige was dieses Album kann. So nimmt man Kritikern den Wind aus den Segeln. Gut ausgedacht, allerdings braucht es doch mehr um einen verbitterten Koblenzer zum Lobe zu bewegen. Schon das Artwork dieser Platte erinnert sehr an FALL OUT BOYs "Infinity On High", dank des Sternenhimmels. Dann auch noch der ähnliche Plattentitel und die Promofotos im großen Stile eines Mr. Wentz. Legt man dann endlich das Album ein grault es einen nur noch. Konstruiert und vorhersehbarer Poprock mit Tendenz zum Emo. Gleich beim Opener, dem Vorzeigesong, geht es los. Simpel gestrickter Rock, langweilige Stimme und im Refrain ein wenig Geschrei. Ein aufgehendes Konzept ausgereizt bis auf's Letzte. Und glaubt ihren Bulletins bloß nicht.
Tracklist:
Leave it all behind
Put it in put it out
Into misery
Fire! Fire!
Timemachine
Final nights
We belong here
The mechnism of bad taste
Wold we know
Skeleton gloves
Trapped in glass
To the top