Plattenkritik

Audiowolf - Lighting The Fuse

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 26.09.2014
Datum Review: 09.12.2014

Audiowolf - Lighting The Fuse

 

 

Da stehe ich im Oldenburger „Cadillac“ und warte auf den Startschuss des Musiker-Stammtisch, als auf einmal CHRIS CORNELLs neues Stoner-Sludge-Baby durch die Boxen dröhnt. Im ersten Augenblick dachte ich "AUDIOSLAVE!", aber diese Band hier ist dreckiger, hat mehr Rock´n´Roll in der Hose. Ich klinke mich aus dem Gespräch aus und höre aufmerksamer hin. Das ist nicht Cris Cornell. Wer zum Henker ist das!?! AUDIOWOLF – unterstützt von der WACKEN FOUNDATION hat das Quartett um Sänger Nils „Lighting The Fuse“ aufgenommen und eben diese Scheibe verteilt an jenem sonnigen Nachmittag (dieses Review kommt recht spät) musikalische Rückhände. Das hätte ich nicht erwartet. Wie der Zufall will steht ein Teil der Band dann auch noch direkt neben mir – bäbäm. Direkt in die Nesseln gesetzt und darauf angesprochen, reagieren die Herren sehr bescheiden und sympathisch. Ein Interview wird folgen, doch zunächst einmal zur Platte.

„Lighting The Fuse“ wird mit 'Big Bang' eröffnet, der sofort in die Vollen geht. Die Stimme die mich zuerst in die Irre führte, besitzt eine seltene Intensität, die sie auch braucht um sich gegen das mächtige Fundament von Bassist Christian und Drummer Niels durchzusetzen. Gemeinsam mit der Gitarre von Tobias Valdivia hat man hier eine fette Soundwand geschaffen, die live mit Sicherheit überzeugt.
Songs wie der Titeltrack 'Lighting The Fuse' oder das getragene 'The Beast Within' begeistern durch bluesigen Charme, der die großen Bands der 70er zitiert ohne jedoch Plagiat zu sein. Dabei mischen AUDIOWOLF ihrer Musik den alternativen Rock der 90er (PUMPKINS, SOUNDGARDEN, AIC) mit bei und was dabei herauskommt ist ein erfrischender Stil-Cocktail, der in sich einfach schlüssig ist. Die Einflüsse liegen zwar klar auf der Hand, doch fehlt es Stücken wie 'Empowerment' nicht an eigener Note, anhand derer man AUDIOWOLF ganz klar AUDIOWOLF zuweisen kann. In zuletzt genanntem Stück überzeugt Sänger Nils vor allem dadurch, dass er hier seine eigene Stimme in Reinkultur vorstellt und die CORNELL Verweise nahezu ausspart. Das gefällt mir sehr gut, denn auf Dauer wäre der „speziell“ klingende Tenor einfach anstrengend. Das 'Secrets' diesen Pfad nicht verlässt erfreut das Ohr.

Neun kernige Songs, die das Quartett als Band mit nicht zu unterschätzendem Potential ausweist. Stringent dem roten Faden folgend, sind die Songs zwar streckenweise sehr eingängig, doch bin ich mir sicher, dass dies nicht auf musikalisches Unvermögen der Band zurückzuführen ist, sondern eine Stilfrage. Den Sound ist allerdings nicht so ganz mein Ding, obwohl ich "dreckige" Platten mag. Die Drums klingen mir nicht tief genug (dabei ich bin kein Freund von Triggern und diesem ganzen künstlichen Schnickschnack), könnten mehr Bauch vertragen. Den Bass hätte ich mir auch wuchtiger gewünscht, die Gitarren mehr nach vorne – hier würde ich gerne an DOWN Produktionen verweisen (klar, die haben auch mehr Geld). Beim Gesang hätte man hier und da ein bisschen auf Intonation achten können. Außerdem hätte ich als Produzent ein bisschen mehr Augenmerk auf das Arrangement gelegt, denn bei einer Spielzeit von partiell mehr als fünf Minuten sollte (zumindest für meine Ohren) etwas mehr Abwechslung ins Spiel kommen. So ist das „Aufbäumen“ gegen Ende von 'Mysterious Shadow' für mein Empfinden einfach zu spät angesetzt. Aber gut, das ist Geschmackssache. Auch bezüglich des von mir kritisierten Sounds darf man getrost entgegnen: Wenn die Einflüsse maßgeblich aus den 70ern zu kommen scheinen, dann sollte man sich auch klanglich dieser Ära annähern. Was den Gesang betrifft, darf man mit solch einer Stimme auch Mut zur Lücke haben. Es muss nicht alles gerade gerückt sein. Dass diese Platte zu 100% authentisch ist kann nicht bestritten werden und ist eine gern gehörte Abwechslung im derzeitigen Hochglanz-Produktions-Brei, denn gerade durch die kleinen Patzer und Schnitzer wirken AUDIOWOLF echt und lebendig.

Tracklist

1. Big Bang
2. In The Middle of Nowhere
3. Lighting The Fuse
4. Millionaire
5. The BEast Within
6. Disturbed and Confused
7. Empowerment
8. Secrets
9. Mysterious Shadow

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.