Austin Lucas wird gerne mal verglichen mit der zierlichen, afroamerikanischen Singer/Songwriterin Tracy Chapman. Unterschiedlichere Typen könnten beide nicht sein. Ist letztere eine sozialkritische Dame, mit Bildungsbürgertum-Hintergrund, so ist Austin Lucas ein ziemlich stämmiger Kerl aus Indiana, der sich immer noch dem Hardcore verbunden fühlt (spielt er doch auch bei der „Orc-core Crust“ Band GUIDED CRADLE). Musikalisch sind Parallelen aber nicht von der Hand zu weisen. Beide spielen gefühlvollen Country/Folk, Chapman über soziale Ungerechtigkeit, Lucas über die verfallenden Städte und das zusammenbrechende Leben im mittleren Westen der Vereinigten Staaten.
Tatsächlich klingt Lucas auf „The Common Cold“ wie ein reisender Poet, in Zeiten der großen Depression. Da wird mal zwischen holprigen Folk Nummern („Dead Factories“) auch mal althergebrachter Bluegrass dazwischengeschaltet („Darlin“). Respektabel und überraschend auch irgendwie das versuchte Revival des Kunstlieds („Cruel Brothers“ – eigentlich ein irisches Traditionslied) und „Corn Husker“ erinnert mit souligem Gesang leicht an Ben Harper, der mit Pedal Steele Gitarre sowieso überall durchscheint. Man merkt Austin Lucas´ Gesang die klassische Ausbildung in Kirchenchor und Operngastauftritten an, sodass alle Songs unglaublich gefühlvoll und stark klingen.
„The Common Cold“ ist ein durchweg schönes Album, das sich nahtlos einreiht in die Reihe der Alben anderer (Ex)Hardcore Kollegen, wie Ex-HOT WATER MUSICs Chuck Ragan, der vor kurzem ebenfalls sein Folk-Debüt gemacht hat. Kurz: eine schöne Platte für die ruhigen Momente.
Tracks:
1. Dead Factories
2. Darlin
3. Pigeon Father
4. Anything For The Baby
5. Common Cold
6. Corn Husker
7. Cruel Brothers
8. Kith And Kin
9. Last Song For A Sweetheart