Plattenkritik

Avenged Sevenfold - Nightmare

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Release Date: 27.08.2010
Datum Review: 26.08.2010

Avenged Sevenfold - Nightmare

 

 

"Ich mag es, wie A7X mit den Klischees spielen, ohne sie zu karikieren"

Wenn nicht bereits das letzte Album selbst betitelt worden wäre, hätten AVENGED SEVENFOLD spätestens jetzt einen triftigen Grund dazu. Denn am 28. Dezember 2009 verstarb ihr 28-jähriger Drummer Jimmy "The Rev" Sullivan, "died from an accidental overdose of prescription drugs and alcohol", 14 Tage bevor die Band ihr neues Album im Studio aufnehmen wollten, so dass "Avenged Sevenfold" ein Statement für ein Weitermachen gewesen wäre. Die Kalifornier hingen als Patient am Tropf, lagen auf der Intensivstation und die Zukunft als Band hing am seidenen Faden. Dass sich AVENGED SEVENFOLD aufgerafft haben und weiter machen, kann als Zeichen für die Musikszene bewertet werden, die nicht gerade mit individuellen und Charakter starken Bands durchnässt ist. Als Ersatz am vakanten Kesselstuhl sprang Mike Portnoy (DREAM THEATER) ein, so dass technisch mehr als adäquater Ersatz akquiriert werden konnte.

"Nightmare" steht als Sinnbild des für die Band tragischen Verlustes, denn zutiefst emotional und melancholisch setzt sich die Tracklist mit dem Ableben des Drummers auseinander; der Albtraum bedeutet im Falle von A7X das Zuschlagen eines erfolgreichen Kapitels, das Weitermachen und die lange Phase der Heilung. Und ein Befreiungsschlag! So ernsthaft und glaubhaft waren sie in Bezug auf ihre musikalische Einordnung noch nie. Ihr Hardrock/Heavy Metal verbeugt sich tief vor den Heroen der Vergangenheit und klingt jederzeit echt und zeitgemäß. Wenn eine Brücke zur Literatur geschlagen werden müsste, dann wären AVENGED SEVENFOLD Repräsentanten skandinavischer Krimiautoren, erzählen sie doch spannende, manchmal etwas ausladende Geschichten mit einer gehörigen Portion Nervenkitzel und interessanten Charakter-/Naturstudien, gehen dabei äußerst subtil, aber nie reißerisch vor. Sänger M. Shadows sollte ein Heiratsantrag gemacht werden, so intensiv, mitfühlend und herausragend ist seine Performance geworden. Dieses Kratzen in seiner Stimme, tief hinten, macht die von ihm geatmeten Harmonien zum tief emotionalen Achterbahnfahren bereit, vor allem, wenn er die Contenance verlässt und wohl dosiert angreift. Auch die Gitarren von Synyster Gates und Zacky Vengeance hätten ohne Probleme auf die letzte XXX (hier bitte selber eine Lieblingsband einsetzen) gepasst, mal zurückhaltend, mal vordergründig in verspielten Ausflügen involviert. "Nightmare" klingt oft traurig, lässt sich aber niemals hängen, sondern begehrt in den richtigen Momenten auf mit genialen Melodien, die anno 2010 nur AVENGED SEVENFOLD zustande bringen können, vernachlässigt aber auch nie das "Hard" vor dem Rock oder den Zusatz "Heavy".

Lasst euch auf dieses rezeptfreie Medikament zur Wundheilung ein und hört euch auf "Fiction" zum letzten Mal The Rev im Duett mit M. Shadows an. Und ihr werdet verstehen, wie Musik zu klingen hat und mit Inhalten gefüllt werden muss, um einen einzigartigen Status zu erlangen. Bitte nicht falsch verstehen: Aber wenn The Rev dieses Resultat seiner Freunde hört, kann er sich mit einem Lächeln um die Lippen und zutiefst zufrieden endgültig schlafen legen.

Tracklist:
01. Nightmare
02. Welcome To The Family
03. Danger Line
04. Buried Alive
05. Natural Born Killer
06. So Far Away
07. God Hates Us
08. Victim
09. Tonight The World Dies
10. Fiction
11. Save Me

Autor

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Clement

Autoren Bio

Ich fühle mich zu alt