Ab nach Thüringen. Nach Erfurt um genauer zu sein, denn in der Landeshauptstadt mit etwas mehr als 200.000 Einwohnern haben sich Daniel Fromm und Johannes Nowak vor zwei Jahren gefunden. Das Resultat ist das selbstbetitelte Debütalbum von Awns mit dreizehn Songs in weniger als vierzig Minuten.
Erfurt, wenn nicht sogar ganz Thüringen, ist für mich eher noch ein unbeschriebenes Blatt in der deutschen Musiklandschaft. Auch die vorliegenden massiven Soundlandschaften hätte ich eher in andere Regionen, wenn nicht sogar nach Übersee gepackt. Drückender Postrock mit einem manischen Schlagzeuger, der auch wirklich das Letzte aus seinem Set rausholt, bis alle Sticks gesplittert sind und die Felle noch Stunden nachvibrieren müssten.
Faszinierend ist auch das Bassspiel von Johannes Nowak, der es versteht unglaublich massive Soundlandschaften aus seinem Instrument herauszuholen. Hier wird durch Verzerrer gejagt, das Feedback gesucht und gefunden, aber auch mal langsam klingende Noten gehalten. Gerade bei dem ersten Song ‚Clarence’ sind ASIWYFA gar nicht weit weg, denn auch Awns treiben nicht Spielchen mit sechsminütigen Songs, sondern suchen das schnelle Ergebnis und schlagen statt zehn vielleicht nur zwei Haken.
Auch 'hurly-burly’s photo hut' sind zunächst gute zwei Minuten Krach, bis sich der Song langsam auffaltet und von Viola, Violine, Cello und Gesprächssamples unterstützt wird und somit ordentlich an Breite und Atmosphäre gewinnt. 'Polar Bear' macht es hier genau in der anderen Reihenfolge. Eine unterstützende Gitarre schaffte einen leichten Mathrock Einschlag und erst zum Ende hin gibt es die Breitseite bis hin zum Gitarrensolo, welches schön knapp an der Selbstbeweihräucherungsgrenze entlangschrabbt.
Bei der Kombination von Bass und Schlagzeug ist der Gedanke an Death From Above 1979 natürlich auch nicht so fern und auch berechtigt. Awns schaffen es indes bei ihren Songs eigene Klangfarben hinzuzufügen. So klingen 'Psychoacoustics' und 'Toss & Turn' sehr experimentell mit leichten Drone Anleihen ohne jedoch zu verkopft zu wirken.
Hervorzuheben ist noch der letzte Songs 'Exchange An Acting One' der mit Klarinette im Gepäck ein fast schon jazzigen Ton erhält, der dem Lied außerordentlich gut steht. Selbst das große Manko des Albums, der Gesang, passt hier. Ansonsten wirkt dieser leider häufig mehr störend als unterstützend. Das liegt nicht mal zwingend an der Qualität des Sängers, die Stimme wird einfach so weit nach hinten gemischt, dass man sie lieber gleich ganz weggelassen hätte. Das Ergebnis wäre eine sehr empfehlenswerte Instrumentalplatte gewesen, so ist es „nur“ ein überdurchschnittliches Post-Rock Album.
Tracklist:
1. Clarence
2. Hurly-Burly’s Photo Hut
3. Process In Progress
4. Friendship Titanic
5. Polar Bear
6. Only Lonely Zero
7. Minority Opinion
8. Busy Signal
9. Elephants & Aliens
10. Psychoacoustics
11. Toss & Turn
12. Doom With A View
13. Exchange An Actinge One