Was bitte ist inspirierender für eine Indierockplatte als ein Millionen-Moloch mit 24/7 Staus und Abgasdunst? Die BAD SUNS vertonen auf ihrem Epitaph-Debüt die sonnigen Weiten und unendlichen Strassennetze Südkaliforniens.
Die Mittel der Band um Frontmann Christo Bowman sind bewährt und keinesfalls revolutionär: Luftige Gitarren, verträumte Melodien und die stetige Praesenz von Jugend und Freiheit. So ist bereits der Opener "Away We Go" eine Mischung aus Roadmovie-Soundtrack und Heartland-Rock, gepaart mit dem garagigen Geist von etwa den STROKES. Denselben Epos serviert "Mystic Truth" dann mit "One Magic Moment": Ansteckender Groove und eine gefaehrlich verspielte Hookline steuern auf die Palmen am Horizont zu - um sich letztlich als modern produzierter Rocksong zu entpuppen. "Love By Mistake" schnappt sich cheezige Lyrics, poppigen Funk und tolle Percussioneinlagen und baut daraus ein Produkt zwischen MAROON 5 und SUGAR RAY. Kitschig, aber mit Charakter. "A Miracle, A Mile Away" ist dank Call & Response-Strophe und dem irgendwie synthetisch, stoischen Groove beinahe zu weichgespuelt - "Hold Your Fire" oder "The World And I" hingegen gehoeren zu den angenehmeren Momente auf dem von Dave Sardy (u.a. OASIS, INCUBUS, A PERFECT CIRCLE) produzierten Album. Die BAD SUNS klingen nach dem Debut "Language And Perspective" und dem Nachfolger "Disappear Here" deutlich sortierter und orientierter.
Das Quartett aus Los Angeles beweist mit cleverem Songwriting dass sie das Zeug haben, ALL-AMERICAN REJECTS oder COLD WAR KIDS links liegen zu lassen. "Mystic Truth" ist tanzbar, romantisch und zugaenglich - Songs wie "Away We Go" oder "Darkness Arrives (And Departs)" schielen dank dieser Attribute klar in Richtung "Indierock-Top 100" Playlist. Hoffentlich meint es die Entwicklung weiterhin so gut mit den BAD SUNS und schafft es, die Kalifornier in den richtigen Momenten zurueck in Richtung ihrer Wurzeln auszubremsen.