James Alex auf musikalischer Zeitreise: Anstatt sich erneut verträumt melancholischem 90er-Alternative-Punk zu widmen, geht er auf dem dritten Album von BEACH SLANG noch ein bis zwei Jahrzehnte weiter zurück.
James Alex ist BEACH SLANG und BEACH SLANG ist James Alex, so viel ist nach turbulenten sechs Jahren Bandgeschichte deutlich geworden. Der ehemalige WESTON-Gitarrist hat auf nun drei Studioalben und zwei EPs (plus weiterer Akustik- und Cover-Veröffentlichungen) seinen unverkennbaren Sound zwischen treibendem 90er-Alternative und melancholisch gefärbtem Punkrock kreiert und besonders mit den ersten beiden EPs aus 2014 “Who Would Ever Want Anything So Broken?” und “Cheap Thrills On A Dead End Street”(später nochmal zusammengefasst zu “Broken Thrills”), einen regelrechten Hype ausgelöst. Seinen markant rauchigen Hauchgesang, die stoisch treibenden Drums und die schwelgerischen Gitarren konnten aus dem Stand so ziemlich jeden Fan zwischen JAWBREAKER, HÜSKER DÜ und den REPLACEMENTS begeistern. Auf Album Nummer drei weicht er nun recht deutlich von dieser Erfolgsformel ab, wobei das Intro “All The Kids In LA” und das folgende “Let It Ride” noch als Bindeglied zum “alten” Sound fungieren: Ja, das sind eindeutig BEACH SLANG, doch irgendwas ist anders. Mit dem quasi-Titeltrack “Bam Rang Rang” vollzieht sich der Wandel dann vollends: High-Energy-Rock’n’Roll mit gniedelnden Gitarrenlicks und “Smoke On The Water”-Gedächtnis-Riff samt Cowbells (!) in der Bridge. Willkommen zurück in den 80ern. Wer das noch verstanden hat, dem hilft “Tommy In The 80s” nochmal nach: Verhallte Synth-Riffs geben dem Song eine sehr eigenwillige Atmosphäre, verbinden sich aber mit dem bandtypischen Melodieverständnis zu einem kleinen Hit. Mit “Nobody Say Nothing” und “Nowhere Bus” finden sich dann zwei mit Streichern unterlegte Akustikballaden in der Tradition von “Too Late To Die Young”, die nahtlos ineinander übergehen und eigentlich als ein Song zählen müssten. Das monoton riffende “Stiff” sowie die ähnlich uninspirierten “Born To Raise Hell” und “Sticky Thumbs” stellen dann direkt drei Lowlights des Albums, bevor das gelungene “Kicking Over Bottles” angenehm an frühere Glanztaten erinnert. In der überlangen Pianoballade ”Bar No One” sinniert Alex über die eigene Sterblichkeit, anstatt wie gewohnt das ewige Jungbleiben zu zelebrieren und beschließt damit “The Deadbeat Bang Of Heartbreak City”.
Man muss es so deutlich formulieren: In der allgemeinen Rock-Fachpresse wird das Album wahrscheinlich gut aufgenommen werden, während der Großteil der Fans wohl eher enttäuscht reagieren dürfte, kein weiteres Album voller Hymnen für stürmische Herbsttage serviert zu bekommen. Daran wird auch die Tatsache wenig ändern, dass James Alex mit Tommy Stinson (THE REPLACEMENTS, GUNS’N ROSES) einen überaus prominenten Gastmusiker als Bassisten gewinnen konnte. Denn was “The Deadbeat Bang Of Heartbreak City” fehlt, ist elementar: Homogenität und Kreativität. Heldenverehrung allein reicht da nicht (mehr) aus.