So kann es gehen. Man schraubt ein Album im Keller zusammen, ist natürlich stolz und auf einmal hat man einen Majorvertrag und geht mit musikalischen Fahnenschwenkern wie SLIPKNOT oder BRING ME THE HORIZON auf Tour. So geschehen bei BEARTOOTH. Etwas mehr Arbeit steckte natürlich dahinter. Trotzdem ist es eine beachtliche Leistung und man war gespannt, ob die Newcomer aus Ohio den Standard halten können. Ja, können sie.
Auch wenn die Vocals tatsächlich extrem an SLIPKNOT erinnern kann man reichlich eigenes Material hören. Poplastiger als viele Genregeschwister kommt „Aggressive“ daher. Dadurch eben auch ein wenig fader. Man findet auf der kompletten Platte in wirklich jedem Lied mindestens einen Clichéepart, der den Song eingängig macht und unweigerlich in das Ohr des Hörers schraubt. Daher stört es mich persönlich nicht, dass es handwerklich kein Wunderwerk ist. Man braucht eben nicht zwingend Polyrhythmik und abgefahrene Sweeps, um gute Songs zu schreiben.
Songs wie „Fair Weather Friend“ beweisen diese These immer wieder. Gerade jener Track hat alles, vom eingängigen Refrain mit knackiger Melodie, bis hin zum obligatorischen Shout und Schunkel-Breakdown. Wirklich hervorzuheben ist die konstant fantastische Gesangsleistung von Caleb Shomo. Auch wenn diese Gesangsleistung dazu führt, dass das Lied „Always Dead“ ein bisschen nach hinten losgeht. Die Stimme ist top, aber wie der Gitarrensound paßt sie nicht zu einem eher hardcorelastigen Song. Glücklicherweise gibt es nur diesen einen Ausreißer.
Das BEARTOOTH wissen was sie da anstellen, hört man vor allem an der Produktion. Das ist absolut oberste Riege und nicht mit wenig Geld zu erreichen. Persönlich knirschen mir ein wenig die Zähne, da man doch meistens die Bassdrum und den Gesang so weit nach vorne geschoben hat, dass der Rest ein wenig untergeht. Das ist live hoffentlich besser. Empfehlen kann man die Scheibe trotzdem. Mit kleinen Einschränkungen. So richtig hart ist „Aggressive“ nicht. Dafür verzichtet man glücklicherweise meistens auf die standartisierten „Wir sind so wütend, dass wir jetzt langsam und rhythmisch immer den selben Bund spielen!“-Breakdowns.
Eine einzige Sache lässt mich bei diesem Album allerdings nicht in Ruhe. Wieso ist bei einer Band mit dem Namen BEARTOOTH ein Wolf auf dem Cover? Ist das „Erste Welt Anarchie“ oder kulturelle Kunstkritik? Bisher konnte mir das niemand erklären.