“A Celebration Of Endings” heißt die neue Platte von BIFFY CLYRO, die sich auf alte Stärken besinnt. Der Vorgänger “Ellipsis” stieß auf wenig Zustimmung, die Songs ließen die typische Biffy-DNA vermissen. Die Schotten schafften es in den Jahren zuvor, wie kaum eine andere Band, Hymnen zu schreiben, die musikalisch immer wieder überraschend ausbrechen. Maßgebend dafür war und ist das Gitarrenspiel von Simon Neil. Auf “Ellipsis” wurden dem Sound weitere Elemente hinzugefügt. Vor allem ein Keyboard, das mehr Abwechslung schaffen sollte, doch genau das Gegenteil bewirkte. Es wurde Abwechslung gesucht, die nie nötig war, denn BIFFY CLYRO haben sich schon immer durch experimentierfreudige Rocksongs ausgezeichnet.
Mit “A Celebration Of Endings” hat sich die Band wieder auf das Trio, das sie eigentlich immer waren, besonnen und ihren alten Sound wiedergefunden. Bester Beweis dafür sind bereits die ersten beiden Songs “North Of The South” und “The Champ”, die an die ganz frühen Tage erinnern. Die Songs klingen wie besser produzierte Versionen von “The Vertigo Of Bliss” (2003).
Weniger verschachtelt kommt die dritte Single “Tiny Indoor Fireworks” daher. Der Song ist für einen BIFFY CLYRO Song ziemlich straight und die “Hey, hey, hey” und “Woah, woah, woah”-Chants hört man schon jetzt über die Festivalareas Europas aus tausenden Kehlen hallen.
“Worst Type Of Best Positive” spannt den Spannungsbogen wie man es von dem Trio gewohnt ist. Der Song beginnt mit einem verzerrten Gitarrenintro, das von einem wütenden Schlagzeug untermalt wird. Plötzlich ändert sich die Stimmung und dem Hörer werden süße Strophen und ein catchy Refrain geboten, nur um am Ende wieder wütend auszubrechen. Mit “Space” und dem gezündeten Feuerzeug in der Hand beweisen BIFFY CLYRO ihre Vorliebe zu schmusenden Balladen, die jede Setlist bereichern können.
Will you wait, will you wait for me?
There's always a space in my heart
I'm still caught in your gravity
No matter the distance between us
“End Of” wirkt wie ein zweiter Anfang des Albums. Aber nein, es handelt sich nicht um ein Doppelalbum wie bei “Oppsites” (2013). Die Schotten bewegen sich trotzdem zum Anfang zurück und schlagen mit dem Song in eine ähnliche Kerbe wie bei “North Of The South”. Und es kehren (man möchte sagen endlich) die rotzigen Screams von Sänger Simon zurück. Mit “Instant History” folgt die erste Single, die gemacht ist für die breite Masse. Für Biffy Fans der ersten Stunde wird der von elektronischen Spielereien untermale Refrain sicher kein Liebling. Gut, dass das Trio mit “The Pink Limit” wieder in den ursprünglich eingeschlagenen Weg der Platte zurückfindet. Die Power und die angesprochene Unberechenbarkeit ist zurück im Hause BIFFY CLYRO. Mit “Opaque” findet kurz vor dem Ende der Platte eine zweite Ballade ihren Weg auf das neue Album. Man sieht Simon mit verschwitzter Mähne und oberkörperfrei auf einer riesigen Bühne stehen. Die ersten Reihen haben Tränen in den Augen und himmeln diesen so begabten Musiker an. Hätte ein gutes Ende der Platte sein können, doch BIFFY CLYRO sind ja wieder abwechslungsreich. Daher wird uns zum Ende noch mal eine sechsminütige Achterbahnfahrt kredenzt. Wilde Screams geben sich mit bittersüßen Gesangspassagen die Klinke in die Hand. Nach einem längeren instrumentalen Part werden wir von Simon noch einmal angeschrien.
I've been punching rainbows since '79
It's self preservation
Baby, I'm scorched earth
You're hearts and minds
Fuck everybody! Woo!
Mit “A Celebration Of Endings” schaffen es BIFFY CLYRO alte und neue Tugenden zu verbinden. Was auf “Ellipsis” teilweise langweilig und nach einem Sell Out klang machen BIFFY CLYRO auf ihrer neuesten Platte wieder besser. Die musikalische Unberechenbarkeit kehrt zurück, ohne die gewonnene Eingängigkeit zu verlieren. Die Produktion (insbesondere vom Schlagzeug) hätte gerne noch etwas mehr Druck haben vertragen können, ansonsten gelingt den Schotten mit dem neuen Album aber eine gelungene Wiedergutmachung. Man darf sich auf die bevorstehenden Konzerte freuen, die unlängst in den Herbst 2021 verschoben worden sind.