Zwischen Senegal, Abidjan und Berlin.
Zwischen Indie, Pop und afrikanischen Rhytmen.
Zwischen BELA B, FARIN URLAUB und SOPHIER HUNGER.
BONAPARTE erfinden sich neu. Frisch, radikal und wandelbarer denn je.
Dass BONAPARTE immer für eine Überraschung gut sind, weiß jeder, der eine der wilden Shows der Band einmal live gesehen hat. Kostüme, Glitzer und Kunstblut. Fliegendes Gemüse, Sekt und viel nackte Haut. Utopie und Wahnsinn.
Keine konstante Besetzung, keine Grenzen zwischen Zuschauern und Band.
Auch auf „Was Mir Passiert“ verschwimmen die Grenzen.
„Was Mir Passiert“ ist das siebte und gleichzeitig erste (fast) ausschließlich deutschsprachige Studioalbum des (Wahl-) Berliners Tobias Jundt, der seit Gründung die einzige Konstante der Band bildet.
Deutsche, Afrikanische,… und Schweizer-Deutsche Texte. Mal direkt, konkret und klar. Mal verschachtelt, irr und um die Ecke. Mal besser, mal schlechter. Denn nicht alle Texte, die auf Englisch einfach funktionieren, können 1:1 ins Deutsche übersetzt werden. Texte, die im Englischen kaum hinterfragt werden, klingen im Deutschen auf einmal grotesk. Grotesk und im Kontext gleichzeitig doch irgendwie passend. „Du hast dich in mein Herz geschlafen“. Ja, Nein, Vielleicht?
Auch wenn „Was Mir Passiert“ mit (fast) ausschließlich afrikanischen Sounds und deutschen Texten in sich sehr einheitlich daher kommt, ist es das vielleicht internationalste, überraschendste und abwechslungsreichste Album in 13 Jahren Bandgeschichte. Widerspruch und Einspruch.
Von „Too Much“, „Anti Anti“ oder „Boycott Everything” ist nur wenig über. „Was Mir Passiert“ klingt anders. Einzig die Kreativität, die Stimme und die Sicherheit, sich bei BONAPARTE bei nichts sicher sein zu können, sind geblieben. Der animalische Party-Sound der Anfangstage, der schon auf den letzten Alben immer gesitteter und ruhiger daher kam, ist Afrikanisch-Kongolesischen Gitarren, Blaskapellen und Rhythmen aus Nigeria, Kamerun, Senegal oder Äthiopien gewichen. Die Anarchie aus 2006 findet nun auf einer anderen Ebene statt. Afrikanische Klänge mit deutschen Texten. Andere Sounds, andere Einflüsse, andere Richtungen. BONAPARTE versuchen etwas neues, radikales, zuvor noch nie Dagewesenes. Neues ausprobieren, egal was Fans, Kritiker und Plattenbosse dazu sagen. Ein guter Plan, der jedoch teilweise zu scheitern droht.
Neben illustrierten Gästen aus Afrika hat sich Tobias Jundt mit BELA B, FARIN URLAUB und SOPHIE HUNGER auch vielversprechende deutschsprachige Gäste eingeladen, die ihre eigene Note hinterlassen.
Das siebte Studioalbum der Berliner braucht seine Zeit.
Erster Hördurchgang. Zweiter Hördurchgang. Dritter Hördurchgang.
Erst nach und nach offenbart „Was Mir Passiert“ seine Perlen, reift und zeigt sein ganzes Potential. Denn auch das siebte Studioalbum hat seine typischen BONAPARTE-Momente. Wenn auch anders. „Ich koche“ ist wild, wirr und laut, wie man es von BONAPARTE gewohnt ist. „Neues Leben“ eine Art Ballade. „Das Lied Vom Tod“ eine Mischung aus Allem.
„Was Mir Passiert“ hat etliche Perlen, aber auch einige Lieder zu bieten, die selbst nach mehrmaligem Hören nicht so recht funktionieren möchten. Und dennoch macht das siebte Studioalbum Spaß, ist frisch und kreativ. Anders eben.
Öfter mal was neues?!