Den eigenen Reckenstatus mit Kuebeln begiessen - das haben sich die BOUNCING SOULS noch nie so richtig getraut. Nach beinahe 30 (DREISSIG!) Jahren als Band und Familie veroeffentlicht die Band um Greg Attonito lieber eine weitere Singalong-Platte, die sich selbst stolz im Spiegel betrachten kann. Die ein oder andere Narbe sowie manch ergrautes Haar versauen "Simplicity" dabei nicht gleich den Tag.
"Simplicity" schneidet bereits an, um was sich Album Nummer zehn musikalisch dreht: Die Riffs von Pete Steinkopf sind unverkennbar, stur und auf den Punkt - sich nach so langer Zeit und Stilistik noch nach einer Frischzellenkur umsehen, macht zum Glueck keinen Sinn. Stagnation heisst das trotzdem nicht - zumindest nicht auf ganzer Linie. Schoen nachzuhoeren ist das bewaehrte Handwerk der SOULS direkt im Opener "Driving All Night", der auch eine B-Seite von "How I Spent My Summer Vacation" sein koennte. Ebenso tragen die hundert Sekunden von "Euphoria" klar die BOUNCING SOULS-Signatur. Background-Choere, dreckiger Bass, der aufgehende Refrain - kaum etwas an Verdaulichkeit steckt der Eastcoast-Vierer hier zurueck. Anders sieht es da fuer das zu trockene "Digital Twilight Zone" oder "Aliens" aus - eine Art Gemisch aus Kinderlied und Midtemporocker. Hier wirken die SOULS schlicht einfallslos, traege und verfangen. "Hero Zero" muss ebenso wenig fester Bestandteil der Sommerplaylist werden - weder Hookline noch der muede Drive begeistern wirklich, nachdem Beitraege von "The Gold Record" oder auch "Ghosts On The Boardwalk" zuvor bewiesen haben, dass Attonito, Steinkopf, Basser Bryan Kienlen und Ex-HOT WATER MUSIC-Drummer George Rebelo noch immer lebendige Hummeln im Arsch haben. "Writing On The Wall" laesst das Erbe wieder aufleben, hier stimmt trotz "Simplicity" der fette Chorus mit weichem C-Part ueberein. Der "Rebel Song" erklaert mit Skatepunk und Hardcoreanleihen das Gegenteil von Altersmuedigkeit, "Gravity" schiesst als Lovesong und Quotenballade ins Mittelfeld. Am Ende bleibt eine eher kurzweilige Platte, die ueber die Spiellaenge von bloss gut einer halben Stunde zwar verdaechtig vertraut klingt, aber zu kaum einem Zeitpunkt so nervoes mit den Hufen schart, wie es die vier "True Believers" aus New Jersey ganz sicher noch immer koennen (sollten).