Loser sein ist wieder Punk. Oder anders herum? Wer vorbei an OFFSPRING und den TOTEN HOSEN gelebt hat und statt sich im Kreis zu drehen lieber den Titel des neuen BRACKET-Albums lebt - willkommmen im Club!
BRACKET? Selten auf demselben Breitengrad wie NO USE FOR A NAME oder die SWINGIN UTTERS surfend, dennoch stets mehr als eine Randnotiz in der 90's Cali-Punk-Bibel. "Too Old To Die Young" ist der Hieb in die Seite, den man verpuert wenn man jenseits der 35 mit dem Skateboard stuerzt. Aua. Aber zugleich erfrischend lebendig. Ueber Titel wie "Canned From The Food Drive" muessen nicht unnoetig Worte verloren werden. "Everybody is aging faster than me" eroeffnet Marty Gregori's weiche Stimme. Dazu machen garagig-poppiges Schlagzeug, Schrammelgitarren und warme Harmonien die Highwaymeilen von Forestville bis LA zur Butterfahrt. "It's never too late to the wrong thing - just ask me how" weiss "Exit Interview", bevor eine BRACKET-typische Dissonanz im Chorus hereinbricht und stimmig mitnicken laesst.
Nichts am neunten BRACKET-Album ist "too old". "A Perfect Misfit" klingt wie eine verlorene Auskopplung von "When All Else Fails". Natuerlich darf "Warren's Song" nicht fehlen - der hier servierte "Part 29" setzt sich aus Rhythmuswechseln, Sarkasmus und BEACH BOYS-Gesaengen zusammen. "Forget" ist ein weiterer Signature-Song der Nordkalifornier, der melancholisch wie auch energisch daherkommt. Im Falle von "Too Old To Die Young" kam das Label zuerst - auf die Album-Idee hin setzten sich Gregori, Gitarrist Angelo Celli, Bassist Zack Charlos und Drummer Ray Castround zusammen und kreierten, was nach einem logischen Fat Wreck-Nachfolger zu "Novelty Forever" klingt: Jugendlicher Drive und kratzende Riffs. Lyrics, die dem "shrug emoji" in seiner Einstellung gleichen. "Am I a commodity, or just comedy?" Bei "Artist Starving" klingt das straight up nach Rock'n'Roll, "Antisocial Inactivism" kommt nicht ohne eine gewissen Portion Pop aus. Alles in allem erinnern BRACKET in fuenundzwanzig knappen Minuten liebevoll an die Dickies-Hose im Schrank und laden auf warmes Dosenbier und sorgenfreie Samstage ein. Fuehlt sich gut an, diese Reminiszenz an das schnelle Leben vor dem jungen Tod. Oder was auch immer jenseits der 35 daraus geworden ist.