Die wilden Zeiten sind zwar schon länger vorbei, BRIAN FALLON unterstreicht das aber auf „Local Honey“ sicherheitshalber nochmal deutlich: Ein Album zwischen melancholischer Schönheit und drögem Mittelmaß.
Die wilden Zeiten, damit ist vor allem das Debüt von Fallons Hauptband THE GASLIGHT ANTHEM gemeint: Auf „Sink Or Swim“ zelebrierten Fallon und seine drei Mitstreiter 2006 den Flanellhemd-Punkrock, der damals in seiner vollen Blüte stand und zu dessen Trademarks diese besondere Art rauer Kumpeligkeit sowie Hymnen zwischen Folk und Punk gehörten (Tipp: Fans des Sounds sollten die Vorgängerband THIS CHARMING MAN und dessen einziges Album „Every Little Secret“ von 2005 testen). Darauf folgte mit „The ´59 Sound“ der Durchbruch, mit dem der Begriff „Springsteenisierung“ Einzug in der Musikwelt hielt und das schon deutlich glatter, aber immer noch hymnenhaft daherkam. Die Spannungskurve flachte dann allerdings von Album zu Album weiter ab, der bekennende Christ Fallon machte zwischenzeitlich Schlagzeilen mit gewagten Thesen zum Kreationismus und lebte mit dem Projekt THE HORRIBLE CROWES erstmals seine Vorliebe für akustisches Songwriting aus, welches auch die Basis für „Local Honey“ bildet. Nach „Painkillers“ und „Sleepwalkers“ veröffentlicht Fallon bereits das dritte Album unter eigenem Namen und das erste über sein neu gegründetes Label Lesser Known Records. Acht Songs und keine 35 Minuten Spielzeit sind nicht viel, doch kommt „Local Honey“ diese Limitierung durchaus zugute. Denn wo die erste Hälfte mit herzerwärmenden Balladen wie dem wunderschönen „When You’re Ready“ oder dem einnehmenden „21 Days“ noch überzeugt, fällt die zweite Hälfte merklich ab. „Lonely For You“ ist mit seinem uninspirierten Americana-Standard Wende- und Tiefpunkt zugleich. Die prägnante Gitarre in „Horses“ wandelt auf der schmalen Grenze zwischen nett und nervig und „Hard Feelings“ hinterlässt kaum Eindruck. Demgegenüber steht „I Don’t Mind (If I’m With You)“ mit toller Hook und einem Gitarrenriff, das die Frage weckt, wie der Song wohl im rauen Punk-Gewand des TGA-Debüts klingen würde. Stattdessen bleibt das Album in der Instrumentierung sehr zurückhaltend: Produziert von Peter Katis (THE NATIONAL, DEATH CAB FOR CUTIE, INTERPOL, FRIGHTENED RABBIT) bietet „Local Honey“ nicht mehr als Gitarre, leise Pianoklänge und zurückhaltende (teils elektronische) Drums, zusammen ergibt das aber ein durchaus warmes und stimmiges Gesamtbild.
Licht und Schatten halten sich auf „Local Honey“ in etwa die Waage, allerdings: Wenn jemand die Stimme und das Songwritingverständnis für diese Art Musik zwischen Folk, Americana und anrührenden Balladen hat, dann ist es Brian Fallon.
