Im Vorlauf zur neuen BEATSTEAKS Platte sah man erstmal wie furchtbar das Medium „Musikpresse“ eine Band in die Tristesse treiben kann. Interviewmarathon für X Magazine und alles was dabei herauskommt ist, dass der Fan nun endlich weiß, dass die Berliner Lieblingsband kurz vor der Auflösung stand. Haben doch auch schon fast alle Bands mindestens einmal gesagt, oder? Und steht nicht jede Band ständig kurz vor der Auflösung? Ist ja auch egal – nach drei großen Stories über die „Boombox“ war ich irgendwann zu müde den Rest zu lesen – weil das einfach alles ziemlich uninteressant war. Dennoch wartete ganz Punkrock-Deutschland auf die neue BEATSTEAKS. Und auch hier setzte man alles daran, dass möglichst viele Menschen das „Comeback“ mitbekommen.
„Milk & Honey“, die erste (sehr mittelmäßige) Single von „Boombox“ gab es beispielsweise im Vorfeld nur als Notenblatt – da musste man selbst kreativ sein! Schon allein diese Aktion zeigte dann, dass die BEATSTEAKS sich Gedanken gemacht haben und soviel mehr drauf haben als die „Auflösen“-Nummer. Da blühte das Fanherz! Aber zum Album. „Fix It“ als Opener ruft dem Hörer gleich eines in den Kopf: „Das wird live super funktionieren“. Kaum auszumalen wie 10.000 Menschen den Refrain mitbrüllen und ihre Idole feiern. Dabei ist „Fix It“ vor allem aber eins: Ein unheimlich nerviger Song. Dieses verschwommene Bandsalat-Ding zu Beginn, danach der Quasi-Rap und die verzerrte Stimme von Arnim, ebenfalls die ständigen Tempi-Wechsel und die verschrobenen Keyboards im Hintergrund. Das kann schonmal auf’s Gemüt schlagen. Trotzdem - der Song hat was. Dass das erste Highlight dieser Platte aber ausgerechnet das Ska-Stück „Let’s See“ ist schon beachtlich. Dabei verknüpft man gekonnt den Ska-Gassenhauer „Me Against The World“ des Debüts mit dem Talent Hits von Heute zu schreiben und könnte hier den Sommerhit der Festivals geschaffen haben. Das stampfende „Bullets From Another Dimension“ startet vielversprechend, wird aber leider irgendwie durch den Refrain ein wenig ausgebremst und hinterlässt ebenfalls nur einen gewissen (guten) B-Seiten Standard. Diese Band konnte mal mehr. „Under A Clear Blue Sky“, „Access Adrenaline“ (ursprünglich angedacht für den Twilight Soundtrack) und „Behaviour“ hingegen zeigen jene Eigenschaften auf, warum die BEATSTEAKS trotzdem noch immer eine der besten deutschen Bands ist. Thomas singt den Mid-Tempo-Song, Arnim zaubert „Access Adrenaline“ zur Hymne der Platte und „Behaviour“ ist der wilde, obligatorische Punk-Song, der auf jeder BS-Platte zu finden ist. „Automatic“ ist mir dann irgendwie zu anbiedernd mit seinem catchy Refrain, ebenso wie „Alright“ zu verschroben, dennoch so schön sympathisch aufwartet.
Schwer zu sagen wie die neue BEATSTEAKS denn nun so geworden ist. Eigentlich haben sie nichts falsch gemacht – auch nichts anders – aber es klingt dennoch teilweise so gewöhnungsbedürftig – was ja keinesfalls negativ ist. Schön ist ja vor allem, dass im Vorfeld zur einseitigen Berichterstattung eine gar nicht so einseitige Platte kam. „Boombox“ ist nämlich nicht das, was man vielleicht vom Titel erwartet. Die Hits springen einen nicht an, sie sind auch nicht fett markiert durch einen glattgebügelten Refrain. Der Hörer wird hier erstaunlich viel gefordert und das ist eigentlich der größte Plus-Punkt an einer Platte wie dieser, die sicherlich mit Druck vorbelastet war und dennoch irgendwann genauso zündet wie eine „Limbo Messiah“ oder dem Hit-Feuerwerk „Smack Smash“. Denn wenn „Boombox“ eines ist, dann vor allem eine absolute Grower-Platte.
Tracklist:
1. Fix It
2. Milk & Honey
3. Cheap Comments
4. Let’s See
5. Bullets From Another Dimension
6. Under A Clear Blue Sky
7. Access Adrenaline
8. Behaviour
9. Automatic
10. Alright
11. House On Fire