Es ist eine Sache, im ideologischen Freiraum Metalcore christliche Inhalte zu verkörpern. Wenn dann findet sowieso eher eine Annäherung an die Werte des Hardcores als die des Metals statt, und die stehen nicht ganz so stark im Kontrast zueinander wie es mit dem Metal der Fall wäre. Im Metal selbst als Christen unterzukommen ist hingegen so schwer wie damals in der Sowjetunion in einem Ostblockstaat. So gesehen sind BELIEVER die Polen des Metals, weil sie es selbst in der Hochphase des antichristlichen Metals (späte 80er) geschafft haben, ihren Glauben mit der Musik zu vereinen – wenn auch begleitet von allerlei erwartungsgemäßem Spott. Aber sie sind immer noch da – zwar zwischenzeitlich für elf Jahre auf Eis gelegt, aber nun bereits wieder seit zwei Alben im Rennen. Und sie schlagen sich gut! Denn abseits jeglicher biblisch geprägten Texte, welche laut eigener Aussage sowieso nicht im Vordergrund des Schaffens der Band stehen, haben BELIEVER mit „Transhuman“ ein wirklich gelungenes Album aufgenommen. Musikalisch bewegt sich die Band dabei im recht technischen und progressiven Thrash Metal, der nicht immer nur direkt nach vorne gehen muss. Das impliziert unter annderem auch eher atmosphärische Spielereien an den Saiten („Currents“), sich unauffällig im Hintergrund ausstreckende, sphärische Keyboard-Teppiche, aber auch (leider manchmal etwas aufgesetzt wirkende) Clean-Vocals. Leider schwankt auch die Qualität der Songs manchmal etwas, doch im Großen und Ganzen wirkt „Transhuman“ stimmig – sei es die leicht an CYNIC erinnernde Atmosphäre, oder dann den Ausgleich schaffende, so gut ins Ohr gehende Nummern wie das brachiale „G.U.T.“. Und als Fan von schön abschließenden Rausschmeißern konnte „Mindsteps“ meine Meinung zum Album nur weiter festigen. Daher: Glauben und Glauben lassen. Wer sich die musikalischen Qualitäten BELIEVERs nur aufgrund des christlichen Hintergrunds der einzelnen Mitglieder entgehen lässt, verpasst eine durchaus gelungene Variante modernen Thrash Metals. Andererseits: Wer wiederum als Band auf MySpace als einzigen Einfluss Jesus Christ angibt, und bei den Genres neben „Metal“ und „Thrash“ auch „Christian“ angibt, provoziert in einem Umfeld wie dem Metal auch regelrecht seine Feinde – und lässt die Glaubwürdigkeit der eigenen Aussagen in Frage stellen.
Tracklist:
1. Lie Awake
2. G.U.T.
3. Multiverse
4. End Of Infinity
5. Transfection
6. Clean Room
7. Currents
8. Traveler
9. Ego Machine
10. Being No One
11. Entaglement
12. Mindsteps