Nach fast neun Jahren steht mit "Kings & Queens Of The Underground" endlich ein neues Album von BILLY IDOL in den Startlöchern. Im schnelllebigen Musikbusiness nahezu eine Ewigkeit, die sich der Gute da nach seinem 2005er Comeback Album genommen hat. Präsentierte sich BILLY IDOL auf "Devil's Playground" noch als kerniger Rocker, markiert das aktuelle Album nun eine Rückkehr zu erfolgreichen musikalischen Konzepten den 80er. Der Phase, in der IDOL Welthits wie "White Wedding", "Rebel Yell", "Flesh For Fantasy" und einige Weitere hervorbrachte. Songs, die immer noch im Radio gespielt werden und BILLY IDOL eine treue Anhängerschaft beschert haben. Thematisch bleibt "Kings & Queens of the Underground" allerdings ungewohnt bodenständig. Die Songs handeln vor allem von der musikalische Entwicklung IDOLs, Geschichten über Niederlagen und die Verbrüderung mit den Fans.
Bei "Bitter Pill", dem poppigen Einstieg in das Album, zeigt BILLY IDOL gleich einige seiner Trademarks. Seine unverwechselbare, tiefe Stimme, die fauchenden Schreie und eine leicht melancholische Grundstimmung, sowie einen eingängigen Refrain, der sofort ins Ohr geht. Der mitlerweile 58-jährige ist immer noch gut bei Stimme und hat nichts von seinem ursprünglichen Charisma verloren. Mit der bereits vorab erschienenen Single "Can't Break Me Down" zeigt sich BILLY IDOL gleich von einer etwas anderen, punkigen Seite. Der extrem eingängige Beat und der überragende Refrain dürften für einigen Airplay sorgen. Die Radio Stationen des Landes können sich nun endlich wieder für ganz harte Rocker halten, wenn sie BILLY IDOL ankündigen. Zudem fühlt man sich immer wieder an THE GASLIGHT ANTHEM erinnert. Ein Duett mit Brian Fallon könnte sowieso eine sehr interessante, wenn auch eher unwahrscheinliche, Angelegenheit werden.
Die direkt anschließenden "Save Me Now" und "One Breath Away" brillieren mit einem ausgeprägten 80er Vibe und würden auch auf den entsprechenden Alben der Hochphase eine gute Figur machen. Im Folgenden pendelt "Kings & Queens of the Underground" zwischen melancholischen (Power) Balladen und nach vorne gehenden Poprockern. So geht es bei "Postcards From The Past" mit den elektronsichen Beats und Synthies ordentlich nach vorne, bevor mit dem Titeltrack eine Kehrtwende eingeleitet wird. "Kings & Queens Of The Underground" ist eine gefühlvolle Ballade inklusive Westerngitarre, Piano und Flöten (!). Hier wird der Werdegang von Idol und Kollegen mit Höhen und Tiefen erzählt. Schöner Titel auf den man sich allerdings einlassen muss.
Auf der B-Seite lässt es BILLY IDOL etwas ruhiger angehen. "Nothing To Fear" ist purer, düsterer 80's Pop. "Eyes Wide Shut" kann als Fortsetzung zu "Eyes Without A Face" durchgehen. "Ghosts In My Guitar" ist eine Western-Akkustikbalade mit Langzeitbegleiter Steve Stevens. Nach dem etwas dahinplätschernden "Love and Glory" wird man mit "Whiskey And Pills" zum Abschluß dann doch nochmal mit einem flotten Kracher auf den Weg geschickt. Der Song hätte auch gut auf "Devil's Playground" gepasst.
"Kings & Queens of the Underground" ist ein modern produziertes Album mit einigen Reminiszenzen an die Vergangenheit. Mit allen Vor- und Nachteilen. So wurden alle Trademarks, die BILLY IDOL in den 80ern zu einem Weltstar werden ließen, gekonnt in das neue Jahrtausend transportiert. Auf der anderen Seite ist das Album fast schon etwas überproduziert und vom Klang an moderne Standards angepasst. Es markiert aber ein gelungenes Comeback und präsentiert BILLY IDOL wie man ihn haben will. BILLY IDOL ist kein erdiger Rocker. BILLY IDOL ist Pop und mischt diesen mit seiner unnachahmlichen Art und Weise auf. Dazu gehören nun mal Baladen, kleine elektronische Spielereien und neben der immer präsenten Melancholie und dem latenten Sexappeal in Billys Stimme, große Refrains und Texte, die hängen bleiben. Das Album hört man am besten mit ledernen Fingerlingen, hochgezogene Oberlippe und geballter Faust. Welcome back Billy!
P.S.: Billy Idol Fans dürfen gerne 2 Punkte zur Wertung hinzufügen.