„Now there’s trouble busin‘ in from outta state“. Sie erzählen uns von der Verlogenheit der Menschheit, von allen Verfehlungen. Manch einer mag das antiquiert oder gar unfreiwillig komisch finden. Tatsache ist: Wenige Bands spielen diese Melange aus Thrash, metallischem NYHC, perkussiven Einschüben und extra betontem Sprechgesang derzeit so liebevoll-anachronistisch und einnehmend wie BITTER END.
Eine legitime Art, die Welt zu betrachten? Ölteppiche, ein verheerend entmenschlichendes Strafvollzugssystem, irgendwelche Kriege irgendwo. Wenig Hoffnung auf irgendeine Form von Lösung. Massengräber Identitätsloser in New York, Kollateralschäden noch und nöcher und immer wieder sterben sie weg in Krankenhäusern in der Peripherie. Die Menschheit ist schlecht, sie wird es immer bleiben. Gebe ihr doch endlich einer den Gnadenschuss und lasse krebszerfressene Gedärme auf den Boden klatschen. Gut, wissen wir. Haben wir registriert. Die schönste Form von Eskapismus ist ja wohl die Musik, warum uns also mit Newsschnippseln belästigen? Das wirkt doch immer so affektiert. Schwarzmalerei ist heutzutage keine Kunst, schnell jedoch wird der Schwarzseher (oder der Realist, je nach Blickwinkel) abgestraft als Spaßbremse und/oder gutmenschelnder Agitator. BITTER END sind nichts von alldem. Sie fühlen sich vielmehr einer Traditionslinie verpflichtet, der zufolge NYHC und auch Thrash der Endachtziger immer auch ein stückweit politisch aufgeladen waren. Das kann man beurteilen wie man möchte. Der Möbelpacker-Musiker als Beobachter. Zermalmender Mid-Tempo-Groove als Antwort. Stilecht angereichert mit quietschend-atmosphärischen Soli, den Bass einfach mal laufen lassen. Kann man so machen. Beinahe unheimlich, wie Deathwish es wieder schaffen, eine zeitgenössische Band ins Rennen zu schicken, welche eine prägende Dekade des Hardcore derart mitreißend neu aufzulegen weiß.
CRO-MAGS, LEEWAY, ganz alte SICK OF IT ALL und ebenfalls alte Thrash Recken sind hier die eindeutigen Referenzen. BITTER END haben die Zeit definitiv auf ihrer Seite. Weil wenige Bands sowas derzeit so gekonnt spielen. Und sie ihren doch sehr limitierten Sound um einige Gimmicks erweitert haben. Man höre das perkussive Finale von 'Unjust' sowie das daran anschließende instrumentale 'Suenos Muertos', das so ein leichtes PANTERA 'Planet Caravan'-Flair aufkommen lässt. Der Kern ist natürlich immer noch metallischer Big Apple Hardcore, der ab und zu eine trockene Double Bass zulässt und sich bequem durch Mid-Tempo-Landschaften wuchtet, bis er mal ausbricht. Daniel Rosens Stimme klingt bisweilen tiefer, die (Thrash-)Metal-Referenzen eindeutiger. In die richtige Form gegossenen entstehen daraus Songs wie 'Unjust', 'Inborn', oder 'Immortalized', die für Hörer „moderner“ Härte irgendwie altbacken klingen müssen und genau aus diesem Zustand ihre bleierne Strahlkraft beziehen. BITTER END schlagen mit "Guilty As Charged" die Brücke zwischen überfälliger Gedächtnisauffrischung und zeitloser Authentizität.
Tracklist:
01: Corrupted Souls
02: Guilty As Charged
03: The Hand That Feeds
04: Means To An End
05: Unjust
06: Suenos Muertos
07: Inborn
08: Broken
09: Victims
10: Immortalized