Plattenkritik

Black Breath - Heavy Breathing

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Release Date: 14.05.2010
Datum Review: 12.09.2010

Black Breath - Heavy Breathing

 

 

Hatte der geneigte Sunlight Studios-Fan sich in der Vergangenheit noch darauf verlassen, dass Bands wie NINE oder jüngst TRAP THEM das Ding schon machen würden, schiebt sich mit BLACK BREATH nun völlig unerwartet eine Band in die vorderste Reihe, um einem Sound zu huldigen, der Knochenmehl in der Erde und grabtiefgelegtem Rock 'n' Roll neues (ähm) Leben einzuhauchen vermag. Wir präsentieren: die schwedischste amerikanische Death 'n' Roll Band mit Spaß in den Backen seit langem.

Haben die Herren Musikjournalisten wohl mal wieder ordentlich verpennt, weil sie PARKWAY DRIVE rezensieren, THE GHOST INSIDE hochschreiben und zwischendurch immer mal wieder ENTOMBED und DISMEMBER hören mussten, um ihr Gedächtnis aufzufrischen: „Genau so sollten sich Gitarren anhören, wenn eine Band schon mit Tod, Teufel und Nonnen in Reizwäsche kokettiert.“ Dabei ist das Böse doch nur einen Sargnagel weit entfernt: Es lebt in Washington, hört ganz gerne D-Beat-Klamotten und hat sich einige Jährchen die schrundigen Finger wund gespielt, um die legendären Sunlight Studios-Gitarren wirklich eins zu eins adaptieren zu können. Ist das jetzt dreister Diebstahl? Oder einfach nur unverhohlene Heldenverehrung, die in konzise Songs gefasst einfach einen – sorry – Höllenspaß macht?

Der schlagende Beweis für die profunde Kenntnis des Aufbaus eines DISMEMBER meets TRAP THEM meets WOLFPACK-Coversongs, der natürlich keiner ist, dauert exakt dreieinhalb Minuten. BLACK BREATH benötigen kein dräuendes Intro, keinen Spannungsbogenquatsch, keine öligen Streicher. Der Song mit dem höchstsubtilen Titel 'Black Sin (Spit On The Cross)' geht unmittelbar in die Vollen: charakteristische bedrohlich-melodische, grabtief gestimmte Gitarren galoppieren durch den Opener, der Drummer hält dagegen und der Sänger klingt eher nach angepisstem Hardcore als nach Death Metal-Growls. Das war bei dem jungen Matti Kärki ja immer ähnlich. Nach zwei Minuten zeigt die Band dann mehr als eindrucksvoll, wie man trockenen Hardcore-Groove homogen einflechten kann, ohne direkt an irgendwelche ausgelutschten Pit-Trademarks denken zu müssen. So geht es dann munter weiter. BLACK BREATH zitieren stets mit einem vollernst gemeinten Augenzwinkern, nie machen sie sich halbironisch lustig über den Schwedenmetal der Neunziger, allerdings klingen sie auch nie bemüht. Die Washingtoner können sowohl an Punk und Thrash geschulte Raserei als auch Spannungsaufbau ('Wewhocannotbenamed') und das alles stets gut dosiert. Dass die Melange aus D-Beat, Grabrock und beißendem Kurt Ballou-Feedback ('Eat The Witch', Kurt Ballou hat auch produziert) bestens funktioniert, wissen wir nicht zuletzt seit TRAP THEM, BLACK BREATH jedoch sind noch ein wenig zwingender. Und dreister. Allerdings beschwert sich bei nerdigen mittlerweile Slacker-Göttern wie den THERMALS auch niemand darüber, dass sie im Kern bloß RAMONES-Reduktion paraphrasieren oder (neuerdings) Power-Pop-Standards ein stückweit cooler setzen. "Heavy Breathing" funktioniert von der reinen Idee her ähnlich: Als passgenaue Huldigung und Liebesbeweis an einen der schönsten Gitarren-Sounds, den ein Genre (in diesem Fall: der Metal) je hervorgebracht hat. Komisch, dass BLACK BREATH wohl überwiegend von Hardcore-Kids gehört werden. Denn ein Song wie 'Escape From Death' lässt selbst die alten Helden aschfahler aussehen, als sie es ohnehin schon sind.

Tracklist:

01: Black Sin (Spit On The Cross)
02: Eat The Witch
03: Escape From Death
04: I Am Beyond
05: Virus
06: Heavy Breathing
07: Children Of The Horn
08: Fallen
09: Unholy Virgin
10: Wewhocannotbenamed

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René

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