Plattenkritik

Black Friday 29 - The Escape (Re-Release)

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 02.04.2010
Datum Review: 04.07.2010

Black Friday 29 - The Escape (Re-Release)

 

 

Das alte Sold-Out-Ding: "The Escape", das druckvolle, energetische, mal so überhaupt nicht provinziell tough klingende Debüt von BLACK FRIDAY ’29, wurde jüngst via Let It Burn neu aufgelegt. Gut für alle, die es noch nicht besitzen, schade für jene, die sich formattechnisch Neuerungen gewünscht haben.

So semi-legendär ist mittlerweile wohl die Rezension unserer US-amerikanischen Kollegen von Lambgoat zu dieser Platte: tumbe David Hasselhof-Analogien, irgendwie falsch verstandene INTEGRITY-Referenzen, Teutonen-Bashing, schonungsloses Offenlegen grammatikalischer sowie orthographischer Fehler und – nun ja – 5/10 Punkten. Man kann ja auch mal knapp daneben liegen. Tun wir ja schließlich auch häufig genug. Dann schon eher „Blah blah Madball blah blah Terror yadda yadda yadda“, allerdings durchweg auf höchstem Niveau und ergänzt um JUDGE und die CRO-MAGS…Und war das wirklich Herr Esser höchstpersönlich, der sich da in den Kommentaren verteidigend über seine Band und dieses Album äußerte („I don´t give a fuck what some people think of that record…“ „George W. is your leader, so what should we expect, right?”)? Großartige, zeitlose Momente, die dieses Waschzettelparaphrasierungs-Ding called Musikjournalismus so überdauernd machen. Entscheiden Sie jetzt, hören Sie diese Platte dabei und (Achtung: Allgemeinplatz) zerlegen Sie ihre Wohnungseinrichtung dazu.

Denn endlich durfte man eine heimische Band aus dem einfachen Grund abfeiern, dass sie eine überragende, an den CRO-MAGS und überhaupt New York gewachsene Genreplatte veröffentlicht hatte, mit durchaus melodisch angereicherten Gitarren, klassischen, nie übertriebenen Breakdowns, leicht klischierten Texten, die eben auch mithalten konnte (und kann) mit den Initiatoren dieses Sounds. Schnörkellos vorgetragene, von einer leidenschaftlichen Stimme gerahmte Hardcore-Hymnen ('Kill This Dream', 'Pressure Release', 'Half Past Nine' oder der von Ben Fink unterstütze Rausschmeißer 'Recall') erzielen immer noch die gleiche Wirkung wie vor sechs Jahren. Dass sich BLACK FRIDAY ’29 innerhalb kürzester Zeit zur nationalen Konsensband von breitschultrigen NYHC-Adepten wie auch harmonieversonnen Fingerpointern und allem, was so dazwischen liegt, gemausert haben, war somit irgendwie vorhersehbar. Bleibt die Frage: Liegt es an mangelnder Konkurrenz? Oder schlichtweg an der Klasse der Band?

Etwas mehr jedoch hätten Let It Burn durchaus rausholen können, aus dieser Wiederveröffentlichung. Eine neu eingespielte Version des auf der letzten EP eingedeutschten 'Your Life’s a Blackout' sowie von Sänger Björn Esser verfasste Linernotes, die ruhig etwas umfangreicher und/oder tiefgründiger hätten ausfallen können, sind hier der einzige „Mehrwert“. Einem kleinen, modernen Klassiker wie "The Escape" hätte das gut zu Gesicht gestanden. „Another melody to break out, another song to stand my ground“. So einfach ist das alles manchmal.

Tracklist:

01. Kill This Dream
02. Open Letter
03. Can't Save You
04. Half Past Nine
05. In Too Deep
06. Make My Day
07. 2 Cent
08. Wasted Words
09. Pressure Release
10. The Escape
11. My Plaything
12. Never Given Back
13. Recall

Bonustrack: Your Life’s a Blackout

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René

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