Fast magisch, wie Musik oft diverse Stimmungen und Launen beeinflussen, hervorrufen oder auslösen kann. Schon mal CONVERGE beim Lieblingsitaliener gewünscht? Oder BON IVER auf der SLAYER-Aftershowparty aufgelegt? Im Atemzuge des absolut (bis überhaupt gar nicht) ernstzunehmenden Wiederauflebens des Hair Metal / 80er Hardrock oder AXL ROSE´ Kinderstube gibt es einfach deutliche Assoziationen, die an einzelne Songs, Stile oder Alben gekoppelt sind. Und sein müssen.
Da ist zunächst dieses Cabrio. Verdeck unten. Motor rotzt. Dreckige Chucks drücken das Gaspedal durch. Whisky-A-Go-Go. Rainbow. Sunset Strip. Mucke bis zum Anschlag. BLESSED BY A BROKEN HEARTs „Deathwish“ könnte genauso laufen wie SKID ROW, MÖTLEY CRÜE oder Hits von MAIDEN. Diese moderne (Metal-)Kante an ergänzenden Grunz-Vocals und gepitchten Doublebass-Attacken kann man übersehen – oder einfach mitlieben. Die klirrenden Gitarren spielen zerrende Soli und vor Klischees triefende Licks, wenn Tony Gambino nicht gerade mit beherztem Organ hallende Übersongs wie „Forever“ oder „Shut Up And Rock!“ ausschmückt. So müssen Nächte 1987 in West Hollywood geklungen haben. „Bang Your Head – Shut Up And Rock!“ Dürfen die das? „Rockin´All Night, Party ´Til The Daylight – Havin´ The Time Of Our Lives“ Na und? Das Sextett aus Kanada darf sich mitunter an allen „Reim-mich-oder-ich-fress-Dich“-Kanten bedienen, denn heraus kommen hier zum Schluß – wie sonst aktuell vielleicht bei STEEL PANTHER – musikalisch erstklassige Songs mit Hang zur Comedy, der gelebten Lächerlichkeit oder eben dem oberflächlich-as-fuck gesinnten Partycharakter, wie ihn „Holdin´Back For Nothin“ druckvoll und wallend oder „Sleepless Nights“ exquisit klassisch servieren.
Keine Angst, BLESSED BY A BROKEN HEART haben vor Album Nummer drei ausreichend Nachforschung und Vorbildersuche betrieben. So ertrinkt die schmachtende Ballade „I´ve Got You“ beinahe im Kitsch und das Dancebeat-gestützte „Scream It Like You Mean It“ meint es auf moderne und erschütternde Art und Weise ernst. Wohl zu fühlen scheinen sich die Herren um Gambino, J und „Shred Sean“ (yes!) allerdings sehr wohl auch im gegenwärtigen Umfeld, wie Freundschaften, Touren und Bezüge zu MAROON, ENTER SHIKARI oder BRING ME THE HORIZON aufzeigen. Zu schön, wie dieses Spektakel aus Montreal hier überbrückt, was statt Partys, Kutten und Girls heute (nur noch) durch Kickbox-Tricks, Trainingshosen und Scheitelkasper definiert zu sein scheint.
„Feel The Power“ steht als Titel, Versprechen und Klangfarbe an sich. „Feel The Power“ steht ebenso für die Berechtigung des peinlichen Künstlernamens und der neonfarbenen Spandexhose. Und mit jedem einzelnen Auszug dieses Dutzend Songs auch für den Wunsch, seit 15 Jahren nicht mehr beim Frisör gewesen zu sein.
Trackliste:
01. Deathwish
02. Shut Up and Rock!
03. Love Nightmare
04. Forever
05. Thunder Dome
06. Holdin' Back For Nothin'
07. I've Got You
08. Rockin' All Night
09. Scream It Like You Mean It
10. Skate Or Die
11. Innocent Blood
12. Sleepless Nights