Plattenkritik

Blondelle - Die Pretty

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Release Date: 08.06.2007
Datum Review: 22.04.2007

Blondelle - Die Pretty

 

 

Frühjahr 1983: Dave Stewart und Annie Lennox schreiben so was wie Pop-Geschichte: „Sweet Dreams Are Made Of You“, ein zeitloser, und zeitlos blödsinniger Hit, der den 80er Synthie-Sound prägt und auch heute noch Epigonen die Keyboard-Sound-Wände auspacken lässt. Schnitt. Schwenk. Frühjahr 2007: Sam Stewart versucht in die funky Fußstapfen seines alten Herrn zu treten, den Sound des jungen Jahrhunderts zu prägen, und kommt damit gnadenlos mindestens 3 Jahre zu spät.

Aber der Reihe nach: Will, der Sänger des Indie-Rock Quartetts BLONDELLE bricht betrunken in den Garten der Stewarts ein. Statt von Sam jedoch wütend, und so richtig „lad“ mäßig mit dem Union-Jack verprügelt zu werden, gründen die beiden eine Band, nehmen einen völlig unerfahrenen Cousin als Bassisten und einen Drummer aus einer NME Anzeige. Fertig ist die Rock-Band. So zumindest die offizielle Geschichte. Klingt als ob da was neues Hype-Band mäßiges aus London rüberschwappen soll. Klingt wie ein bisschen LIBERTINES. Klingt wie ein bisschen KOOKS. Klingt wie PIXIES-Gitarren. Klingt wie die Hommage an die Hommage an die Hommage. Ach, wäre doch bloß Stewart Senior 3 Jahre früher Vater geworden. Dann wären BLONDELLE vielleicht 04/05 abgefeiert worden, wie die Messiasse des Rock. Wo ist Doc Brown, wenn man ihn braucht? Die vier blutjungen Londoner, die auf Fotos in ihren Lederjacken mit Desinteresse auf den Betrachter blicken, als hätte es die absolut identischen Posen ihrer britischen Kollegen letztes (und dieses) Jahr nicht schon mal gegeben (ist das jetzt gesundes Selbstbewusstsein oder Ignoranz?), kopieren nämlich erfolgreiche Konzepte mehr oder weniger punktgenau. Mit „The English Way“ hat man etwa praktisch einen DIRTY PRETTY THINGS Song im Gepäck, im (ganz okayen) „Die Pretty“ wird ein bisschen Joe Strummers heisere Vortragsart zitiert, und omnipräsent: die KOOKS.

Zumindest (bei „Snow Clear Lies“) scheint gelegentlich etwas Spaß durch die grauen Wolken des Altbekannten, aber sonst fehlt es einfach an Risikofreude, manischer Energie und dem Mut, sich vorhersehbaren Trends zu verschließen. Allerdings sind das vielleicht eben die Gründe, warum der Erfolg zu erwarten ist. Und sowieso, Indie ist der neue Mainstream und BLONDELLE dafür der beste Beweis.


1. Canary Effect
2. The English Way
3. Wonder
4. Golden Carriage
5. Yesterday’s Man
6. Other People’s Car
7. Robolove
8. Leave em for Dead
9. Sofia Run Away
10. Snow Clear Lies
11. Die Pretty
12. With No Money
13. 2 Years Short Of a 5 Years Plan

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Dennis

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